■ QUERBILD: Out
Jungfilmer David Adkin ist ein Mann für das Dokumentarische – allein im Jahre 1993 hat der Kanadier drei Werke dieser Art fertiggestellt. Das wohl wichtigste davon ist Out - Stories Of Lesbian And Gay Youth. Dieser Film konzentriert sich auf das Coming Out junger kanadischer Homosexueller. Adkin ist es beispielhaft gelungen, vor allem die enormen individuellen Unterschiede dieses in den meisten Fällen langen und oft schmerzerfüllten Prozesses zu unterstreichen. Out porträtiert auf sensible Art den Umgang verschiedenster Menschen mit ihrer Homosexualität und – daraus resultierend – den Umgang mit einer Gesellschaft, die gleichgeschlechtlicher Liebe und Sex noch immer verständnislos gegenübersteht. Notwendigerweise wird hier auch die schicksalhafte Verwobenheit von Homophobie mit Sexismus und Rassenhaß entlarvend aufgezeigt. Nach der Bewußtwerdung der „Andersartigkeit“ dieser Jugendlichen folgt in den meisten Fällen zunächst die Schwierigkeit, dies gegenüber den Eltern, aber auch dem übrigen sozialen Umfeld zu formulieren. Nicht selten hat diese Offenheit nachteilige Folgen. Interessant ist auch, daß meistens die Mütter um Verständnis und Gespräch bemüht sind, hin- und hergerissen zwischen einer ihnen vollkommen fremden Lebensweise und der Liebe zu ihrem Kind. Väter hingegen, so geschehen im Falle eines Jungen, neigen scheinbar eher zu verbaler und tätlicher Aggression. Out ist kein sensationslüsternes Produkt, vielmehr eine aufklärerische Auseinandersetzung mit der Tatsache, daß allumfassende Toleranz schon längst überfällig ist und mit Mythen und Lügen endlich aufgeräumt werden muß. (ab heute im 3001)
Jan-Christoph Wolter
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen