: Ostwestfälisch und ungewohnt platt
betr.: „die stille nach dem schuss“
Man kann bei dieser WM die großen Gefühle mit Recht als Kitsch und schwer erträgliche Selbstbeweihräucherung ablehnen. Aber dann den deutschen Patriotismus – bekanntlich die letzte Zuflucht eines Schurken – gegen einen glorios italienischen einzutauschen – mon dieu, quelle betise!
Wieso eigentlich ist ein schon etwas älterer Fußball spielender Schönling besser als ein manchmal zu unbefangen dummplappernder Jungspund? Wiglafs Antwort: Weil der Erste Italiener und der Zweite Deutscher ist. Motto: Nationalismus ist dann in Ordnung, wenn es nicht der eigene ist. Die ansonsten unbegründete Beschimpfung (nicht nur) dieses manchmal allzu überschwänglich schwadronierenden Rheinländers ist weder geistreich noch überhaupt lesenswert. Wollte man auf der Ebene bleiben, dann wäre sie nur eines: ostwestfälisch. Und jedenfalls ungewohnt platt!
JOACHIM BELL, Berlin
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