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Osterstrahlung aus Cattenom

■ Radioaktive Gase aus Reaktoranlage ausgetreten / 40 Milliarden Becquerel freigeworden / Französische Energiegesellschaft bestreitet Gefahr für Umwelt und Gesundheit / Wind verhinderte Messungen im Saarland

Von Gerd Rosenkranz

Berlin (taz) - Im Verlauf der 21. Abschaltung des Atomkraftwerks Cattenom–Block 1 seit November 1986 sind am Ostermontag radioaktive Gase aus dem Schornstein der Reaktoranlage ausgetreten. Mit einem Tag Verspätung meldete die für den Kontakt ins benachbarte Saarland zuständige Metzer Präfektur den Störfall der Landesregierung in Saarbrücken. Bei dem „leicht radioaktiven Gasausstoß“ seien etwa 40 Milliarden Becquerel freigeworden. Dies entspreche „weniger als einem 25.000stel der für Block 1 jährlich erlaubten Menge“. Nachdem die Saarbrücker Staatskanzlei den Vorgang am Dienstag veröffentlicht hatte, bestritt die staatliche Energiegesellschaft Electricite de France (EdF) umgehend jegliche Gefahr für Umwelt und Gesundheit. Die radioaktive Wolke war nach Angaben des saarländischen Umweltministeriums an den Meßstationen des Landes wegen des zur fraglichen Zeit herrschenden Nordost–Windes nicht zu erfassen. Inzwischen habe man jedoch „über ein paar Umwege“ erfahren, daß es sich beim größten Teil des Radioaktivitätsausstoßes um das Edelgas Xenon (etwa 38 Milliarden Becquerel) gehandelt habe. Daneben seien auch Jod–Aerosole (147.000 Becquerel) ausgetreten. Dr. Lorenz Kasper vom saarländischen Umweltministerium erklärte gegenüber der taz, bei anderer Windrichtung wäre die Radioaktivitätserhöhung im Saarland wahrscheinlich „gerade so“ meßbar gewesen. Der Block1 des Atomkraftwerks wird nach Angaben der staatlichen französischen Elektrizitätsgesellschaft EdF seit dem 2. April zur „vorschriftsmäßigen vollständigen Inspektion und zur Nachladung von einem Drittel des Brennstoffs“ für drei Monate außer Betrieb genommen. Das AKW war am 13. November 1986 erstmals ans Netz gegangen und mußte seither nach zahlreichen Störfällen immer wieder abgeschaltet werden. Nach Angaben des EdF–Büros in Bonn kam es am Montag vormittag „im Verlauf der Abkühlungsmaßnahmen“ zu dem aktuellen Störfall. Der Gasausstoß habe etwa zwei Minuten angedauert. Der zweite von insgesamt vier 1.300–Megawatt–Blöcken in Cattenom lieferte im September vergangenen Jahres erstmals Strom ins öffentliche Netz. Seit dem 18. März steht auch er still: wegen mangelnder Stromnachfrage. Die noch nicht genehmigten Blöcke 3 und 4, gegen die von deutscher Seite mehrere Klagen vorliegen, sollen nach dem Willen der Betreiber im April 1989 und Februar 1991 ans Netz gehen.

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