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Osterholzer Heimatgefühle

■ Im Krankenhaus-Museum in Osterholz soll ein Stadtteilarchiv entstehen – für alte Fotos und die Lebensgeschichten der Menschen zwischen Blockdiek und Tenever

Heimatgeschichte ist wieder in: Nach dem erfolgreichen Archivprojekt Brodelpott in Walle will nun auch Bremens drittgrößter Stadtteil Osterholz die Spuren seiner rasanten Entwicklung zwischen Bauernhof und Betonburg sichern – mit Hilfe der Bevölkerung. Im Krankenhaus-Museum auf dem Gelände des Zentralkrankenhauses Ost soll ein Stadtteil-Archiv entstehen: mit alten Fotos und den Geschichten der OsterholzerInnen.

Entstanden ist die Idee vom Osterholz-Archiv in Zusammenhang mit einem Buchprojekt. Die Volkskundlerin Gerda Engelbracht hatte sich letztes Jahr auf die Spurensuche im Bremer Osten gemacht und die Funde ihres „photographischen Streifzugs“ durch Osterholz vor 1945 zusammen mit Kommentaren, zeitgenössischen Zitaten und einer kleinen Ortschronik in einem Bildband veröffentlicht. Schon damals, so Engelbracht, hätten sich viele Alt-OsterholzerInnen gemeldet, um Fotos oder Geschichten beizusteuern. Zur öffentlichen Vorstellung des Buches Ende November kamen über 200 BesucherInnen. „Mit soviel Interesse hatten selbst wir nicht gerechnet“, sagt Ortsamtsleiter Ulrich Schlüter.

Dieses Interesse will er zusammen mit Museumsleiter Achim Tischer und Engelbracht nun nutzen. Denn das neue Archiv soll ein Mitmach-Archiv werden: erstellt von den OsterholzerInnen selbst, mit Fotos, Dias, Dokumenten, Medaillen, Broschüren und allem, was sie sonst noch beisteuern können, vor allem aber mit ihren eigenen (Lebens-)Geschichten. Geschichtsarbeit an der Basis also, denn das Interesse gilt in erster Linie „den kleinen Leuten, die den Stadtteil groß gemacht haben“, wie Schlüter sagt. Autorin Engelbracht rechnet mit mehreren Dutzend Heimatinteressierten, die beim Aufbau des Archivs helfen wollen. Ein ers-ter Informationsabend findet morgen im Museum statt.

Auch wenn die Hobby-Historiker erst einmal das von ihnen zusammengetragene Material sichten und sich Gedanken über den genauen Aufbau des Archivs machen müssen: Eine ungeordnete Fundgrube wird es nicht werden. Denn das Museum, das schon bisher mehr als 15.000 Dokumente aus der Geschichte des Krankenhauses und der Psychiatrie in Bremen mit dem Computer erfasst hat, will die von den OsterholzerInnen beigesteuerten Fotos und Geschichten in seine Datenbank mit einbauen. Dann fänden Schulklassen und Heimatinteressierte per Knopfdruck Material zu Themen wie den armen Heuerlingsfrauen und den Katenbauern etwa, die in Osterholz siedelten, oder zu den großen Bauprojekten der 70er-Jahre in Blockdiek und Tenever. „Es ist doch wichtig zu wissen, wo ich lebe, wie der Stadtteil entstanden ist, was da früher war“, begründet Volkskundler Tischer das Projekt.

Ortsamtsleiter Schlüter will im nächsten Schritt auch die Lebensgeschichten der zahlreichen nach Osterholz zugezogenen Aussiedler mit in das Archiv einbeziehen. Das hätte dann nicht nur eine historische, sondern auch eine ganz aktuelle Funktion: den facettenreichen Stadtteil zwischen Blockdiek und Tenever „zusammenzuschweißen“. hoi

Am Aufbau des Osterholz-Archivs Interessierte treffen sich am Mittwoch um 18.00 Uhr im Krankenhausmuseum im Park des ZKH Ost. Info: Tel. 408 - 17 81. Buchtipp: Gerda Engelbracht: Osterholz 1860-1945. Ein photographischer Streifzug. Edition Temmen, 2001, 15,90 Euro.

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