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Ostdeutsche müssen versautes Wasser trinken

■ Bundesumweltminister Töpfer plant ein Wasser-„Notprogramm“ für die Bevölkerung/ Die Havel-Werte sind alarmierend

Potsdam/Düsseldorf (dpa/taz) — Das Trinkwasser in weiten Teilen der ehemaligen DDR ist „hygienisch nicht einwandfrei“. Das verkündete gestern Bundesumweltminister Klaus Töpfer. Er plant deshalb ein „Notprogramm“, um die Bevölkerung in den betroffenen Gebieten mit sauberem Wasser zu versorgen. Neben einer flächendeckenden Analyse der örtlichen Vorkommen gehe es vor allem darum, unbelastetes Wasser „heranzuführen“. Töpfer schließt an einigen Orten auch den Einsatz von Tankwagen nicht aus.

Ein sofortiges Gewässer-Notprogramm für die Gebiete der ehemaligen DDR haben unterdessen auch der nordrheinwestfälische Umweltminister Klaus Matthiesen (SPD) sowie Umweltexperten in Brandenburg gefordert.

In den vergangenen Wochen wurden umfangreiche Messungen mit modernsten Methoden auf der Havel, dem größten Fluß Brandenburgs, der auch Berlins Abwässer „schluckt“, vorgenommen. Die bisherigen Ergebnisse für den mittleren und unteren Lauf der Havel sind alarmierend: Bis zu 1,8 Milligramm Phosphat pro Liter wurden gemessen, im Rhein waren es 1989 etwa 0,3 Milligramm. Bei Ammonium waren es 1,5 Milligramm (Rhein: 0,3). Der Sauerstoffgehalt war sehr gering und lag manchmal nur bei 1,6 Milligramm pro Liter; mindestens vier Milligramm sind notwendig zum Überleben der Fische. Der Rhein hatte immerhin 6,0 Milligramm. Am gefährlichsten sind aber krebserregende Verbindungen wie Benzol, die mit über 2.700 Mikrogramm pro Liter gemessen wurden (im Rhein null).

In den vergangenen 20 Jahren durften alle erstellten Meßwerte nicht veröffentlicht werden. Auf jeden Fall wurde in der DDR bis zu achtmal so viel Wasser entnommen, wie natürlich nachfließt.

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