: Ost-West-Tourismus
Ost-West-Tourismus. Vom 2. bis 6. Mai treffen sich in Freudenstadt die Führungskräfte der deutsch-deutschen Fremdenverkehrswirtschaft zum Internationalen Kongreß Tourismus in einem neuen Europa . Zusammenarbeit von Ost und West. Die Diskutantenliste ist lang und hochkarätig: Bruno Benthien, Ex-Tourismusminister aus der DDR, Horst Dannat, Generaldirektor des Reisebüros der DDR, Heinz Hahn vom westdeutschen Studienkreis für Tourismus, Istvan Meggyes, Direktor des Ungarischen Fremdenverkehrsamtes, und weitere Topleute aus Polen, Jugoslawien, Bulgarien, der Tschechoslowakei und der UdSSR. Nähere Informationen: Kongreßzentrum Freudenstadt, Postfach 440, 7290 Freudenstadt, Tel.: 07441/864-0.
Hängematten. Beliebtestes Buch aus der Bibliothek der taz -Reiseredaktion ist derzeit der 500-Seiten-Wälzer Privatquartiere in der DDR aus dem Alexandra-Verlag, 8120 Weilheim. Laut Verlagsangabe enthält das Buch rund 16.000 Übernachtungs- und Urlaubsadressen. Erste Nutzererfahrungen liegen uns jetzt vor: Das Werk ist mit Vorsicht zu genießen! Manche Anschriften sind vor Ort nicht aufzufinden, hinter einigen verbergen sich Pensionen, die ständig ausgebucht sind, die Bequemlichkeit mancher Betten bewegt sich auf Hängemattenniveau, telefonische Voranmeldung ist häufig nicht möglich, da entweder überhaupt kein Telefon beim Ver mieter vorhanden oder im Buch nicht angegeben ist. Trotzdem sind die 20 Westmark für den Schinken kein rausgeworfenes Geld.
August der Starke. Was passiert im Kopf des Reiseredakteurs, wenn er eine Ausgabe des 'Goldenen Blattes‘ über die DDR auf den Schreibtisch bekommt? Genau, er kultiviert seine Vorurteile, fängt an zu blättern und begibt sich auf die Suche nach den herzzerreißenden Stories wie Baroneß Franziska von Saarow-Pieskow den Fängen der Stasi entrissen oder Graf Salpeter von und zu Bitterfeld gesteht: Ich liebte die Aktivistin vom Chemiekombinat. Aber, welch eine Enttäuschung; der einzige Hinweis auf Glanz und Gloria der heimatvertriebenen Adelsgeschlechter ist ein Foto vom Lustschloß August des Starken auf der Titelseite. Ansonsten enthält das 68 Seiten dicke Heft durchaus brauchbare Basisinformationen über DDR-Städte und Landschaften. Wer sich an der teils pathetischen, teils betulichen Sprache, am dezenten Antikommunismus und am langweiligen Layout nicht stört, wird für 4,30 DM relativ gut bedient.
Sonderzug. Dick ins westliche Tourismusgeschäft will die (Ost-)Deutsche Reichsbahn einsteigen. Unter dem Motto Reisen wie die roten Preußen wird der ehemalige Regierungszug Honeckers für ein- und mehrtägige Fahrten durch die DDR und ins kapitalistische Ausland offeriert. Zur Verfügung stehen unter anderem vier Salonwagen, elf Erste-Klasse-Schlafwagen, sechs Speisewagen, je ein Küchen-, Konferenz- und Tanzwaggon. Wer Plüsch und Firlefanz a la Orientexpreß zu finden glaubt, wird allerdings enttäuscht werden. Die ostdeutschen Funktionäre reisten zwar durchaus komfortabel, doch weitaus bescheidener als die Großbürger der Belle Epoque. Die nächsten Reisen führen von West-Berlin nach Zittau (5.5., ab 150 DM) und nach Weimar (3.6., ab 160 DM). Informationen und Fahrkarten an den Schaltern der Deutschen Reichsbahn (Bahnhof Berlin-Zoo) oder bei Hansatourist.
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