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Oskar für Shakespeare

■ Die „Bremer Shakespeare Company“ stürzt sich mit neun Shakespeare-Inszenierungen und sechs eigenen Stücken am Norstadt-Broadway in die neue Spielzeit

„Man glaubt's ja irgendwie nicht, daß wir immer noch da sind“, spricht Norbert Kentrup für die 5-Jahre-Jubiläum -Bremer Shakespeare Company bühnengeschult ins Presserund. Das ist in Bremen ziemlich klein. Die Runde prächtig gut aufgelegter Shakespeare-Schauspieler ist weit größer und lümmelt bunt, kunstvoll und von kapitalistisch entfremdeter Lohnarbeit lustig unberührt um den WG-Stil Tisch samt gruppendynamischer Riesenteekanne in der Theater-Schneiderei am Leibniz-Platz. 14 Schaupieler stürzen sich mit 1 Dramaturgen, 1 Kostümbildner, 4 Büro -Menschen und 5 anderen in die nächste Spielzeit. Da gibt es 9 Shakespeare-Inszenierungen (u.a. wieder Lear und Heinrich IV/V und neu: Troilus und Cressida und Macbeth), 5-6 eigene Stücke (Ich, Paula..., Rochade, Kopfkrieg und Wie ich die Welt anseh... von Dagmar Papula, sowie Mensch Herrmann vom Rote-Grütze -Autor Holger Franke) und einen antifaschisten Abend „Die Gnade der späten Geburt?“.

„Das Erstaunliche ist“, dröhnt Kentrup schön, „daß es keine Fluktuation im Ensemble gab, wir sind nur immer mehr geworden. Wir sind aber noch lang keine Institution. Eine Institution

zeichnet sich dadurch aus, daß sie bezahlt wird.“ Bezahlt wird die Company im wesentlichen von ihren Zuschauern, die, wie ständig betont wird, restlos wunderbar sein müssen. Aber: „Das Theater hier ist einfach größer. Wir sind nicht mehr immer ausverkauft. Es lohnt sich ab sofort wieder, Karten zu erstehen. Unsere Preise sind stabil“ - „Unsere Gagen auch“, sagt das Ensemble.

Logis, Strom und Heizung gibt's im neuen Haus im alten Gymnasium umsonst. Bloß fehlen noch Scheinwerfer für die größere Bühne (kosten ca. 25.000 Mark), eine Galerie, Klimanalagen für den Sommer und ein „Kommunikationszentrum“ (Kentrup), „sprich Kneipe“ (Hille Darjes).

Die Sensation der 88er Spielzeit ist neben umfangreichen Gastspielengagements (u.a. zum Pyrmonter „Shakespeare -Festival“, in die „Shakespeare-Gesellschaft“ Ost/Weimar und West/Bochum und neben Thalia und Schaubühne nach Leverkusen) die Aufnahme der Bremer Company in die Vorschlagsliste für das „London Theatre Festival“. Die endgültige Nominierung („Das ist als würde man einen Oskar kriegen“) wird zur „Wintermärchen„-Aufführung am 23.

September entschieden. Das prächtige Bremer Publikum wird gebeten, die Theatersessel begeistert zu füllen.

Außerdem bemühen sich die Shakespeare-Spezialisten, ein „klappbares nachgebautes Globe-Theatre“, das sie beim Schloßtheater Overhagen in Rheda-Wiedenbrück entdeckt haben, nach Bremen zu holen - ein Spleen des Theaterwissenschaftlers und Schloßtheater-Chefs Reinhardt Schiele. Gespräche mit der Bremer Kulturbehörde zwecks Finanzierung der „relativ teuren“ Touristenattraktion laufen.

Derweil gehen die meisten Company-Inszenierungen auf die hundertste Aufführung zu, die öffentlichen Proben entwickeln sich zu „fantastischen“ Diskussionsveranstaltungen, eine Zusammenarbeit mit anderen Künstlern ist geplant. „Theater sollen nicht immer im eigenen Saft schmoren. Bloß wir haben kein Geld und die auch nicht“, lapidart Hille Darjes. Und weil so wenig Geld da ist und im neuen Shakespeare so viele Helden auftauchen und „Helden irgendetwas mit Leder zu tun haben“ bittet die Company um ausgediente Lederjacken. Ja, das meint sie ernst. Schauspieler sind schon komische Vögel.

Petra Höfer

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