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Optoakustischer Optimismus

■ Die »Konferenz für audio-visuellen Optimismus« im Ballhaus Naunynstraße

Vorgefundenes neu sehen, Unbekanntes erforschen — eine Devise, die eigentlich für jede künstlerische Arbeit gilt, haben die Organisatoren der »Konferenz zum audio-visuellen Optimismus« zur Handlungsanleitung für ein Programm gemacht, daß Filmemacher, bildende Künstler und Musiker acht Tage lang im Berliner Ballhaus Naunynstraße präsentieren.

»Musikalisch/technische Praxis ist immer auch Ausdruck dessen, was innerhalb einer Gemeinschaft vorgeht«, weiß Veranstalter Dr. Heinrich Dubel, »wenngleich tatsächliche Anwendung nicht zwangsläufig dem Zwecke dient, diese Vorgänge sichtbar zu machen.« Dubel, bekannt als ehemaliger Inhaber des Devotionalienhandels »Du und Deine Welt« auf die Oranienstraße, faßt den künstlerischen Rahmen der Veranstaltung entsprechend weit: Experimente mit dem menschlichen Wahrnehmungsapparat, mit Tönen und Bildern, sollen dabei vor das konventionelle Abspulen eines einstudierten Programms treten.

Der bekannte Berliner Filmmusiker Oskar Sala — von ihm stammt die Musik zu Alfred Hitchhocks Thriller »Die Vögel« — und der US-amerikanische Filmprofessor Paul Sharits werden ebenso wie weniger bekannte begabte Komponisten, Musiker und Filmemacher, u.a. aus der Bundesrepublik, Frankreich, den Niederlanden und Australien zu erleben sein.

Den heutigen Premierenabend eröffnet der Berliner Cassettenartist H. P. Neidhardt (Foto), der aus vorgefundenem Tonmaterial oppulente Collagen formt. Neidhardt, laut Programmheft »Sultan des elektrischen Swing«, läßt Quellen aus Radio, Fernsehen und Kulturproduktion zu Klangmeeren zusammenfließen, die mit demselben Begriff aus der Popmusik nichts gemeinsam haben. Daran schließt ein klassischer Diavortrag mit Dr. Heinrich Dubel an.

»Neuro-elektronische Ambient-Musik« verspricht das 1-Mann-Musikprojekt Tumor or Tomorrow: »durchbrochen bleierne Rhythmen« werden bildlich mit Darstellungen von fluoriszierenden, durch Elektronenmikrokope aufgenommene Gehirne verbunden.

»Der Tag, an dem die Erde stillstand«, ein Klassiker des US-amerikanischen Science-Fiction- Films in der Originalfassung, und »Dirt Side« runden den ersten Veranstaltungsabend des Festivals ab, dessen Untertitel »Schandflöte für schlechte Musikanten« nur das Beste ahnen läßt.

Alle Veranstaltungen der »Konferenz zum audio-visuellen Optimismus« beginnen um 20 Uhr. Teil des Festivals ist eine Ausstellung, die täglich ab 15 h in den Räumen des Ballhauses zu sehen ist. Eine Dauerkarte für alle Veranstaltungstage ist für 50,- an der Abendkasse erhältlich. Text + Foto: Stefan Gerhard

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