: Opel heiligt den Sonntag nicht
■ Opel–Betriebsrat in Kaiserslautern stimmt massiver Ausdehnung der Nacht– und Wochenendarbeit zu / Opel–Betriebsräte in Rüsselsheim und Bochum lehnen diese Regelung entschieden ab
Berlin (taz) - „Bei der Planung zukünftiger Investitionen“, so heißt es in einer brisanten Aktennotiz des Kaiserslauterner Opel– Werkes vom 23. März dieses Jahres, kann „von einer Nutzungszeit von 139,5 Stunden ausgegangen werden“. Unterschrieben ist diese Notiz von K.E. Happel für die Opel–Geschäftsleitung und T. Schleicher für den Betriebsrat. Im einzelnen wird da festgelegt, was anderswo die GewerkschafterInnen auf die Barrikaden treiben würde. Von Montag bis Freitag soll im Kaiserslauterner Motorenwerk der Opel AG rund um die Uhr „bei Durchfahren der Pausen“ gearbeitet werden. Für den Sonnabend sollen zwei Schichten von 6 Stunden „in Mehrarbeit“ eingerichtet werden. „Weiterhin steht die sechste Nachtschicht bei Sonntag abend Beginn zur Verfügung“, heißt es in der Notiz ungeachtet der Tatsache, daß die Industriegewerkschaft Metall den arbeitsfreien Sonntag erbittert verteidigt. Bisher liegt die „Betriebsnutzungszeit“ in Kaiserslautern nach einer Pressemitteilung der linksgewerkschaftlichen Zeitschrift express bei 75 Stunden. Die Zustimmung des Betriebsrats zur annähernden Verdoppelung der Betriebsnutzungszeiten ist nach den Informationen des express einstimmig erfolgt. Träte diese Regelung in Kraft, würde das Kaiserslauterner Werk zum europäischen Spitzenreiter in Sachen „Flexibilisierung der Arbeitskraft rund um die Uhr“ bei den Werken des General–Motor–Konzerns. Im belgischen Antwerpen wurde die Ausweitung der Betriebsnutzungszeiten auf 110 Stunden durch Schließung eines der beiden dortigen Werke erpreßt. Noch im letzten Jahr protestierten GM–Betriebsräte aus aller Welt auf einer Konferenz des Internationalen Metallarbeiter–Bundes IMB gegen derartige Erpressungsmanöver. Die Opel–Betriebsräte in Rüsselsheim und Bochum lehnen die Übereinkunft im Werk Kaiserslautern eindeutig ab. marke
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen