: Opel: Ärger über Mogelpackung
■ Bochumer Opel-Betriebsräte verlangen Nachverhandlungen zum Standortvertrag. Kampfkraft der IG Metall werde geschwächt
Bochum (taz) – Der Betriebsrat im Bochumer Opel-Werk ist tief zerstritten über den neuen Standortsicherungsvertrag. Dieser war erst am Dienstag in der Adam Opel AG in Rüsselsheim unterzeichnet worden.
Mindestens 12 der 37 Betriebsräte sehen in dem Vertragswerk eine „Mogelpackung“ zu Lasten der Beschäftigten. In den entscheidenden Punkten, so ihr Wortführer Hans Reppel, sei der Vertrag „völlig schwammig und unverbindlich“. Während der Betriebsratsvorsitzende Peter Jaszczyk das Abkommen verteidigt – „wir haben jetzt für die nächsten vier Jahre Ruhe bei der Beschäftigungspolitik“ –, fordern die Kritiker Nachverhandlungen.
In dem Standortvertrag sichert die Opel-Geschäftsleitung den Beschäftigten zu, bis Ende des Jahres 2002 auf betriebsbedingte Kündigungen zu verzichten. Im Gegenzug mußten sich die Arbeitnehmer bei Opel auf eine weitere Flexibilisierung der Arbeitszeit sowie auf Abstriche beim Einkommen und der Altersversorgung einlassen. Die während der nächsten vier Jahre ausgehandelten Lohnsteigerungen werden um je 1,25 Prozentpunkte gekürzt. Dadurch soll der übertarifliche Anteil schrumpfen. Insgesamt will Opel so pro Jahr etwa 40 bis 50 Millionen Mark sparen.
Durch solche Festlegungen sieht Reppel aber die „Kampfkraft“ der IG Metall in den künftigen Lohnrunden gefährdet: „Wir werden die Leute dann nur noch schwer mobilisieren können“. Insgesamt gebe der Vertrag dem Management „freie Hand für alles“.
Kritisiert wird auch der Vertragsteil, der sich mit der Übernahme der Auszubildenden beschäftigt. Dieser Passus sei „propagandistisch hochgejubelt“ worden, findet Ingo Schweda, lange Jahre an der Spitze der Jugendvertretung im Bochum. So sei entgegen dem öffentlich vermittelten Eindruck mitnichten die unbefristete Übernahme aller Ausgebildeten garantiert.
Insgesamt sei die Belegschaft über den Deal, so glaubt zumindest Reppel, „unheimlich sauer“. Die erfolgte Abstimmung stützt diese These indes nur bedingt. Von den 14.630 Mitarbeitern nahmen knapp 9.000 an der Briefwahl teil. Für den Vertrag stimmten rund 6.200, und nur 2.700 lehnten ihn ab. Die Kritiker bewerten das Ergebnis als „Abfuhr“, weil nur 42 Prozent der Gesamtbelegschaft zugestimmt haben. Die Betriebsratsmehrheit jedoch fühlt sich durch dieses Abstimmungsergebnis bestätigt. Walter Jakobs
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen