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Opa im Schafspelz

■ 84jähriger wegen Mißbrauchs seiner Enkelin zu Haft ohne Bewährung verurteilt

Er war ein vorbildlicher Großvater. Er erzählte Geschichten und brachte seine Enkelinnen zu Theateraufführungen in der Rudolf-Steiner-Schule. Die drei Mädchen gingen gern zu ihm und freuten sich auf die gemeinsamen Wochenenden. Gestern gestand der 84jährige Mann vor dem Amtsgericht, die Jüngste von ihnen 1990 mindestens siebzehn Mal „am ganzen Körper angetoucht“ zu haben. Das Kind wird zur Zeit in der Kinder- und Jugendpsychiatrie stationär behandelt. Die Anklage hat insgesamt 65 sexuelle Übergriffe aufgelistet, die der Alte im braunen Cordjacket verübt haben soll.

„Ich hätte nie geglaubt, daß er so etwas tut“, beschrieb die Mutter des Mädchens das vertrauensvolle Verhältnis, das sie zu ihrem Schwiegervater gehabt habe. Und dennoch: Der erste Funke eines Verdachtsmoments kam auf, als die begeisterte kleine Schwimmerin sich verkroch, sich nicht mehr anfassen ließ und schließlich Schreianfälle bekam. „Opa hat mich angefaßt“, offenbarte sich das Mädchen Anfang 1993 seiner Mutter. „Einmal hat es geblutet.“

Der angeklagte Mann will auf keinen Fall „sowas wie Beischlaf“ mit seiner Enkelin vollzogen haben. Er habe „ihren Rücken gekrault“ und dabei sei es „auch einige Male passiert“, daß er sie „unter ihrem flauschigen Schlafanzug“ gestreichelt habe. Freimütig fügt der gesprächige Alte hinzu, daß es manchmal Dinge gäbe, „die will man nicht mehr wissen“. Dann beschreibt er sein bisheriges Leben als das eines moralisch denkenden Menschen und sinniert, er habe sich wohl selbst „vom Sockel“ gestoßen, als er seine Schwiegertochter einweihte. Nein, man könne sein Verhalten keinesfalls als „Greisenblödsinn“ abtun. Die Enkelkinder seien seine letzte große Aufgabe gewesen. Das Werk habe er nun selbst zerstört. „Was habe ich meinem kleinen Sportkumpel angetan...“, schrieb er in einem Brief. Gestern wurde er zu zwei Jahren und drei Monaten Haft ohne Bewährung verurteilt.

Paula Roosen

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