■ Mit den Bertelsmann-Büchern auf Du und Du: Olson, der neue Chef
Berlin (taz/dpa) – Bertelsmann regelt seine Nachfolge im Allgemeinen früh und gnadenlos: Wer 60 Jahre alt wird, geht automatisch in den Ruhestand – so die Regel von Reinhard Mohn, graue Eminenz und früherer Besitzer des Konzerns. Auf diese Weise wird im März 2001 auch Frank Wössner, bisher Vorstand des Buchgeschäfts, aus dem Konzernvorstand ausscheiden.
Gestern hat die Konzernzentrale in Gütersloh schon den Nachfolger samt einer Umorganisation des Buchgeschäfts bekannt gegeben. Der Neue heißt Peter Olson und ist elf Jahre bei Bertelsmann. Er war Finanzchef bei der US-Tochter Bantam Doubleday und Chef von Bertelsmann Nordamerika. Bertelsmann ist heute der größte Buchverlag der Welt, weil die Gütersloher 1998 den US-Riesen Random House gekauft haben. Den Chefposten bei Random bekam Olson und steuert seitdem die weit gefächerten Buchgeschäfte des US-Verlags von seinem Büro hoch über dem New Yorker Times Square.
Der hochgewachsene 49-Jährige liest nach eigenen Angaben mehrere hundert Bücher pro Jahr, spricht ein paar Sprachen und kann dank der heutzutage betont internationalen Ausrichtung von Bertelsmann den bisherigen Hauptnachteil seines neuen Jobs umgehen: Der erste Ausländer im Firmenvorstand muss nicht an den Firmensitz nach Gütersloh ziehen, weil die Buchverlage 70 Prozent ihres Geschäftes eh in seiner Heimat USA machen. Olson hat die Profite von Random verbessert, und das soll er wohl auch beim gesamten Bertelsmann-Buchbereich schaffen. Denn die internen hohen Umsatzrenditen des Konzerns konnte der Schmökerbereich in letzter Zeit nicht erfüllen.
Bertelsmann schafft dabei gleich einen neuen Bereich „Direkt“ – mit dem Buchclub-Geschäft, den Online-Aktivitäten und New Media. Ebenfalls ab 2001 wird der Direkt-Chef Klaus Eierhoff heißen. Der 46-Jährige ist bisher für Multimedia zuständig. Das Ziel: natürlich Weltmarktführer zu werden, und zwar beim elektronischen Handel mit Medienpro-dukten. Hier liegt Bertelsmann samt Beteiligungen wie AOL und Barnesandnobel.com heute nur an zweiter Stelle hinter dem Buch- und CD-Versender Amazon.com. rem
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen