■ Kommentar: Ole von Voscherau
Mit hängender Zunge und Gier im Blick will die Hamburger CDU nur eines: Mitregieren. Endlich auch mal was sagen dürfen, endlich mal keine Partei von Nobodies mehr sein. Ihr Bannerträger Ole von Beust nimmt schon jetzt eine Unterwerfungshaltung an und signalisiert mit jedem Wort und jeder Geste, daß er sich gern bei Voscherau um den Posten des Zweiten Bürgermeisters bewerben möchte.
Wenn der Hunger nach Macht so groß ist wie derzeit bei den Christdemokraten, wird der politische Preis für eine große Koalition nicht hoch sein. Das weiß auch Titelverteidiger Voscherau. Und deshalb hat er schon auf dem vergangenen Parteitag den Rot-Grün-Befürwortern – die Mehrheit – die Daumenschrauben angelegt: Mit ihm ist ein Linkskurs nicht zu fahren. Aber ohne ihn?
Die GAL kann, selbst wenn sie neben Joschka Fischer und Krista Sager den Herrgott persönlich als Wahlkampfunterstützung einfliegen läßt, nichts machen. Eine große Koalition wird rechnerisch immer möglich sein, besonders wenn FDP und Statt Partei die Fünf-Prozent-Hürde erwartungsgemäß nicht schaffen. Die Grünen können lediglich hoffen, daß sich die SPD-Linken nicht wieder unter den Pantoffel Voscheraus begeben.
Anlaß zu dieser Hoffnung gibt es derzeit aber wenig. Die SPD links vom Bürgermeister wirkt so verschlafen, daß man sie zum Jagen tragen müßte. Wachen die Spät-68er aus den Reihen des Senats und der Parteispitze nicht aus ihrem Dornröschenschlaf auf, müssen sie allerdings mit einem unrosigen Alptraum namens Ole von Voscherau rechnen. Silke Mertins
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