: Ohne Nutzen und Profil
■ GAL: Polizeipräsident Semerak entlassen, bevor's zu teuer wird
Eigentlich sollte der „starke Mann“ Arved Semerak, den sich Innensenator Hartmuth Wrocklage (SPD) vor fünf Monaten an seine Seite geholt hat, mehr tun als seinem Dienstherrn Händchen halten. Die Stelle des Polizeipräsidenten wurde eigens wieder eingeführt, um bei der Polizei „Bewußtsein zu schärfen“ für den Umgang mit Minderheiten, mehr „Transparenz“ und Offenheit zu zeigen und „offene Prozesse auf allen Hierarchiestufen der Polizei“ umzusetzen.
Doch außer mit Negativschlagzeilen und nichtssagenden Kommentierungen – wie anläßlich der radikal-Demo im Dezember, die Polizeipressesprecher Werner Jantosch genausogut hätte absondern können – ist Semerak bisher nicht aufgefallen, kritisierte gestern die GAL scharf. Sie verlangt in einer Kleinen Anfrage an den Senat Aufklärung darüber, was einen so teuren politischen Beamten (B6-Gehaltsstufe, circa 12.000 Mark monatlich) rechtfertigt, wenn er keine Leistung erbringt.
Der GAL-Abgeordnete und „Kritische Polizist“ Manfred Mahr mißt den Output Semeraks an dem vom Senat selbst formulierten Anforderungsprofil. „In welcher Weise ist der amtierende Polizeipräsident bisher den in der Drucksache formulierten ,hohen Anforderungen an Kreativität, Fähigkeiten in der Menschenführung sowie im Management' gerecht geworden?“ heißt es in der GAL-Anfrage.
Doch nicht nur das: Semerak soll laut GAL Interviews verweigern. Auf Anfrage der Hamburger Rundschau soll Polizeisprecher Wolfgang Ketels kommentiert haben: „Da sind Sie nicht der einzige. Tut mir leid. Auf Ihrem Antrag steht abgelehnt und fertig.“ Ob der Senat das für eine angemessene Pressearbeit halte und ob Semerak bei jeder öffentlichen Erklärung immer erst Wrocklage um Erlaubnis fragen müßte, verlangt Mahr zu erfahren.
Angesichts der profil- und nutzlosen Vorstellung, die der neue Polizeipräsident bisher geliefert habe, wäre es klüger, Semerak zu entlassen, findet die GAL. Und zwar vor Ablauf der Probezeit. Denn wenn Semerak erst einmal Beamter auf Lebenszeit geworden ist, rollt der Rubel. Ihn dann in den einstweiligen Ruhestand zu versetzen, könnte den Steuerzahler richtig teuer zu stehen kommen. Silke Mertins
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