: Ohne Mitgift kein Partner für das ISO Institut
Nordrhein-Westfalens Landesregierung stoppt die Förderung für das Kölner ISO Institut. Damit ist die Abwicklung der Forschungseinrichtung eingeleitet. Auch eine Angliederung an die Universität Essen-Duisburg scheiterte am Land
Köln taz ■ Das Kölner „ISO Institut zur Erforschung sozialer Chancen“ steht nach 33 Jahren praxisnaher Arbeit vor der Auflösung. Einer der Hauptnutznießer der wissenschaftlichen Beratung und Grundlagenforschung war die Landesregierung Nordrhein-Westfalens. Jetzt hat Düsseldorf nach monatelangen Verhandlungen über tragfähige Perspektiven alle Bemühungen „um eine Auffanglösung für das ISO im Hinblick auf die auslaufende Finanzierung aus dem Landeshaushalt“ für „gescheitert“ erklärt, so der Staatssekretär des Ministeriums für Wissenschaft und Forschung, Hartmut Krebs, Ende Februar in einem Brief an das ISO.
Das Institut, das zu den freien Forschungseinrichtungen in NRW gehört, hatte seine Arbeit auf eine leistungsorientierte Förderung des Wissenschaftsministeriums in Höhe von 1,15 Millionen Euro (2003) aufgebaut. Da die Landesregierung nun beschlossen hat, über das Jahr 2004 hinaus die Förderung einzustellen, wird das Institut schließen müssen.
Für das laufende Jahr sicherte Krebs noch 863.000 Euro „Auslauffinanzierung“ zu. „Dieser Betrag könnte gerade reichen, um das ISO ordnungsgemäß abzuwickeln“, sagt Geschäftsführer Michael Schwarz. Das heißt: Den 21 Beschäftigten wird gekündigt werden müssen, die Sachkosten werden auf Null gefahren. Keine Bücher mehr, keine Ressourcen für Fundraising.
Die ersten Anzeichen für einen radikalen Kurswechsel bei der Landesregierung gab es im letzten Jahr, als NRW-Finanzminister Jochen Dieckmann (SPD) seine Haushaltsplanungen für die Jahre 2004 und 2005 vorstellte. Damals hieß es aus dem Düsseldorfer Wissenschaftsministerium, trotz unvermeidlicher Kürzungen würden „individuelle Auffanglösungen“ für die Forschungsinstitute angestrebt (taz berichtete). Trotz der Bescheinigung des Wissenschaftsrates, das Kölner ISO Institut würde „gute wissenschaftliche Arbeit“ leisten, wollte man es nicht weiter unterstützen.
Um die Forschungsarbeit wenigstens teilweise fortsetzen zu können, verhandelte das ISO um eine Integration in die Universität Essen-Duisburg. „Die Gespräche mit der Uni waren sehr erfolgversprechend“, sagt Geschäftsführer Schwarz. Bei einem Treffen der Institutsleitung mit Staatssekretär Krebs und dem Rektorat der Uni Essen-Duisburg wurde dann aber klar, woran eine Angliederung scheitert: „Die Landesregierung war nicht bereit, eine angemessene Mitgift zu geben, die eine solche Fusion erst ermöglicht hätte“, so Schwarz.
Für die ISO-Mitarbeiter steht eine Zukunftsplanung unter schlechten Vorzeichen an: „Der Arbeitsmarkt für Sozialwissenschaftler ist äußerst mau“, beschreibt Martin Rüttgers die Lage. Weil er gar nicht damit rechnet, eine neue Anstellung zu finden, wird sich der 33-jährige Politologe selbstständig machen. „Ich weiß auch nicht, ob ich mit wissenschaftlicher Beratung meinen Lebensunterhalt verdienen kann. Aber was bleiben mir denn für Alternativen?“
Martin Rüttgers hatte sich unter anderem mit Chancen der Bürgerbeteiligung, Nachhaltigkeit und Leitbildentwicklung in Köln beschäftigt. Ohne eine Grundfinanzierung wie die durch das Land Nordrhein-Westfalen, werden solche oft schlecht bezahlten Projekte in Zukunft nicht mehr realisierbar sein. Für Rüttgers Kollegen am Institut sieht es kaum besser aus. Manche hoffen noch auf ihre Kontakte zu Unis oder anderen Forschungseinrichtungen. Doch die Landesregierung geht zur Zeit mit dem Rasenmäher über die gesamte Forschungslandschaft NRW. Leon Wansleben