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Archiv-Artikel

Ohne Grund eskaliert

Betr.: „Schanzen-Hönkeln“, taz hamburg v. 28. 8.

(...) Trotz der Ankündigung der Initiatoren, das diesjährige Schanzenfest weniger bürgerkompatibel zu machen, war davon anfangs nichts zu merken. Friedlich entstand um die Rote Flora eine Mischung aus Musikfest und Flohmarkt. Alles ein bisschen jugendlicher als auf einem der normalen Stadtteilfeste – und eben nicht angemeldet. Der erste Polizeieinsatz wurde durch eine Musikbühne ausgelöst. Polizisten erstürmten das Gelände und trugen nach einigem Hin und Her die gesamte Bühne davon. Danach blieb es bis in die Abendstunden ruhig. Die Situation eskalierte aus nicht einsehbarem Grund total. Schnell wurde aus dem Multikultifest ein Kriegsschauplatz. Die Polizei drang mit einem massiven Aufgebot und fünf Wasserwerfern in das Viertel ein.

Den Einsatz bekam nicht nur die verschwindend kleine Anzahl von Autonomen zu spüren, sondern auch die Mehrheit des gewöhnlichen Publikums des Festes. Viele werden das erste Mal im Scheinwerferlicht eines Wasserwerfers gestanden haben und so die Hamburger Polizei lange in schlechter Erinnerung behalten. Als die Polizei nach Mitternacht ihr schweres Gerät abzieht, ist wenig gewonnen. Die Situation war durch die Übermacht leicht unter Kontrolle zu bringen. Ob ein derartiger Einsatz notwendig war, um ein nicht angemeldetes Straßenfest aufzulösen, bleibt Auslegungssache. Die Polizei profitiert wohl nicht durch ihr gewaltsames Auftreten, und der Steuerzahler kann sich über die anfallenden Kosten mit Sicherheit auch nicht freuen. Gerit Linneweber