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Offener Brief

■ betr.: de Maiziere

Werter Herr de Maiziere, ich bitte Sie, zum im folgenden dargestellten Problem Stellung zu nehmen.

Die Medien (Berliner Morgenpost, Welt vom Sonntag, Berliner Zeitung und andere) vom 24./25. März reflektieren Äußerungen der Regierung der BRD zur möglichen Art und Weise der Rentenanpassung. Darin wird deutlich, daß bei 45 Arbeitsjahren 70 Prozent des Netto-Einkommens künftig als Rente gezahlt werden könnten.

In diesem Zusammenhang möchte ich eine Problemlage kennzeichnen, die sicherlich nicht nur eine(n) Rentner/in, sondern eine nicht abzusehende Zahl älterer Mitbürger betreffen wird.

Meine Mutter - 67 Jahre alt und von Beruf Keramikerin erhält eine Rente, die auf der Grundlage von 45 Arbeitsjahren unter Einschluß der Zurechnungszeit für 3 Kinder berechnet wird. Nach gegenwärtig geltendem Rentenrecht in der DDR bezieht sie eine monatliche Rente in Höhe von 470,- Mark. Auf der Grundlage der üblichen Sätze für das von meiner Mutter ausgeübte Gewerbe hatte sie etwa ein monatliches Netto-Einkommen in Höhe von 370,- Mark. Die genannten 70 Prozent vorausgesetzt würde sie künftig eine Rente in Höhe von DM 259,- beziehen, also eine Rente, die deutlich unter der in der DDR festgeschriebenen Mindestrente liegen würde.

Eine solche Regelung programmiert Abdrängen in das soziale Aus. Denn: Bereits bezogen auf die gegenwärtig geltenden Preise und Tarife würde eine solche Regelung eine absolute Verschlechterung der sozialen Lage meiner Mutter bedeuten, ganz abgesehen von den nach einer Währungsunion abzusehenden strukturellen Veränderungen im Preis- und Tarifsytem.

Ist das, Herr de Maiziere, Ihr Konzept von Wirtschafts-, Währungs- und Sozialunion? Ist Ihr Versprechen nach sozialer Absicherung der Rentner/innen eine Woche nach der Wahl bereits vergessen? In Erwartung einer Antwort

Adriana Hädrich, Berlin

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