Kommentar (s.S.22): Offenbarungseid
■ Reform braucht politische Stärke
Ein Offenbarungseid: Sechs „Stabsstellen“ für das Bildungsressort, sechs Leute parallel zum Verwaltungsapparat – offensichtlich hat Bringfriede Kahrs vor ihrer verkrusteten Verwaltung kapituliert. Die Message dieses Vorhabens ist: Weil die Behörde nicht in der Lage ist, das zu tun, wofür sie bezahlt ist, muß nun ein Wasserkopf her. Zum Vorbereiten von Entscheidungen und zum Löschen, wenn es mal wieder irgendwo im Ressort brennt (Stichwort: Versetzungsdurcheinander zu jedem Schuljahresbeginn).
Daß eine SenatorIn ein Team von Vertrauten aus der Behörde um sich schart, das ist vollkommen normal. Wer solche Leute nicht hat, kann sich gleich von der Vorstellung verabschieden, in der traditionell starken Bremer Verwaltung irgendetwas durchzusetzen. Daß Bringfriede Kahrs aber eine Parallelstruktur aufbaut, das gehört sich nicht. Das gehört sich vor allem deshalb nicht, weil es kontraproduktiv für die dringend nötige Verwaltungsreform ist. Das Signal lautet doch: Ihr könnt ruhig weitermuddeln wie bisher, die da oben werdens schon richten, und zwar qua Stellendefinition. Das Gegenteil wäre richtig, und zwar die ernsthafte Auseinandersetzung mit Strukturen und Personen, die einer effektiveren Verwaltung im Wege stehen. Aber dafür bräuchte die Senatorin politischen Mut und politische Stärke. Daran scheint es dieser Senatorin genau zu mangeln. Ein Offenbarungseid. Jochen Grabler
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