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Ökos als Hochverräter

■ Russen verhaften Ex-Marineoffizier

Berlin (taz) – Dienstag morgen um sieben Uhr war Showdown in Sankt Petersburg. Mindestens fünf Kerle von der Russischen Geheimpolizei (FSB, früheres Kürzel KGB) nahmen den pensionierten Marineoffizier Alexander Nikitin in seiner Wohnung fest. Nach Angaben der norwegisch-russischen Umweltschutzgruppe Bellona ist er inzwischen wegen Geheimnisverrats angeklagt. Bei einer Verurteilung drohen ihm nach Paragraph 64 des russischen Gesetzbuches zehn bis fünfzehn Haft oder gar die Todesstrafe. Sein Besitz kann beschlagnahmt werden.

Sein Verbrechen: Das ehemalige Mitglied der Nordmeerflotte hatte über den unglaublichen Umgang mit radioaktivem Material und abgebrannten Reaktoren von Atom-U-Booten geplaudert (taz vom 1.12.95). Brennelemente liegen nicht weit von der Grenze zu Norwegen unter freiem Himmel. Kühlungen, die ständig auszufallen drohen, waren damals in einer ersten Studie von Bellona bekannt geworden. Nikitin hatte Material gesammelt und war zu dem Schluß gekommen, daß die zahllosen Atom-Altteile der Flotte eine größere Gefahr darstellen als die Tschernobyl-Katastrophe.

Laut Bellona haben inzwischen auch andere Mitarbeiter der Organisation privat Besuch von Mitarbeitern des FSB bekommen. Das Vorgehen paßt in die Entwicklung der letzten Zeit. Informationen über Umweltkatastrophen werden zunehmend zurückgehalten, Bürgerbeteiligung wird auf den Stand der Vor-Gorbatschow-Ära zurückgeschraubt. Die norwegische Regierung hat bei der russischen protestiert. Schließlich hatte der damalige Außenminister Andrej Kosyrew im letzten Oktober mehr Informationen über nukleare Einrichtungen zugesagt. rem

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