: Ökologisch wohnen
■ Bremer „Ökohaus“ wird am Wochen-ende eröffnet / Acht Jahre hat's gedauert
Als sich vor acht Jahren einige Menschen in Bremen zusammenfanden, um darüber nachzudenken, wie sie wohnen wollten, dachte wohl kaum eine oder einer von ihnen daran, wie beschwerlich der lange Weg zum eigenen Haus werden kann. Aber nun, da das Haus der Genossenschaft „Anders wohnen“ in der Bremer Neustadt am Wochenende offizielle Einweihung feiert, sind wohl alle Mühen vergessen.
Was ist das für ein ungewöhnliches Haus in der Grünenstraße? Nomen est omen, könnte man sagen, denn das Haus, das 35 Erwachsene und acht Kinder beherbergt, ist ökologisch gebaut worden. Das gilt vor allem für das Baumaterial. Pit Klasen, einer der Architekten, wohnt auch im Haus: „Wo immer es finanziell möglich war, haben wir die ökologisch sinnvollere Alternative gewählt.“
Auch eine Beschränkung auf wenige Materialien und wenig Raumverbrauch liegt im ökologischen Interesse. Als Ausgleich für die also relativ kleinen Wohnungen gibt es viele Gemeinschaftsflächen, die von den BewohnerInnen auch rege genutzt werden.
Daß das Haus dem Niedrigenergiestandard entspricht und Regenwasser verwendet - beide Projekte vom Senat für Umweltschutz gefördert - ist heute beinahe schon eine Selbstverständlichkeit. Darüber hinaus wird aber auch das Badewasser als Grauwasser für die Klospülung der 23 Wohnungen weiterverwendet. Pit Klasen: „Das Spannende daran ist neben der technischen Seite, wie so etwas das Verhalten der Leute beeinflußt. Sie machen sich Gedanken über Reiniger, Shampoos und umweltbewußteres Leben.“
Um die Baukosten zu senken, haben die jetzigen BewohnerInnen einst selbst den Innenausbau übernommen: Fliesenlegen, tapezieren und etliche andere Dinge, von denen die meisten keine Ahnung hatten. Dadurch hatten sie auch ein Mitbestimmungsrecht bei der Innenausstattung. Mitbestimmung und Selbstverwaltung sind auch Teil von „Anders wohnen“: Die MieterInnen der Genossenschaft sind ihre eigenen VermieterInnen.
Ein weiterer ungewöhnlicher Punkt am Ökohaus: Es ist ein sozialer Wohnungsbau. Die GenossenschafterInnen mußten zwar jeweils rund 15% des Bauvolumens, also 19.000 Mark aufbringen, aber die Stadt gewährleistet nach zähen Verhandlungen Zuschüsse und Darlehen, die sie durch die Miete wieder einnehmen will.
So konnte der Wohnraum für die 43 Menschen entstehen, der nicht billig, aber bezahlbar ist, der gesunde Wohnqualität garantiert und zudem so stadtnah ist, daß auf Autos bequem verzichtet werden kann. Wie lebt es sich in diesem Haus, das durch seine orangene Fassadenfarbe schon von weit her leuchtet? Karin Steffens, alleinerziehende Mutter: „Es ist die für mich zur Zeit optimale Lebensform. Wir haben abgeschlossene Wohnungen und sind trotzdem nie allein.“ bk
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