: Ökobilanz geht anders
■ Kritik an Studie zu Regenwassernutzung
Die Ergebnisse der Studie der Stadtwerke Bremen AG zur Energiebilanz ihrer Versuchsanlage zur Regenwassernutzung lassen nach Ansicht der Stadtwerke nur den einen Schluß zu, daß „eher Broschüren zum Wassersparen finanziell gefördert werden sollten, als die Installation einer Regenwassernutzungsanlage (taz v. 15.3.) In dieser Studie wird der Energieeinsatz beim Bau der Anlage verglichen mit den Energiekosten, die bei der Wasserversorgung ohne Regenwassernutzungsanlage entstehen. Weil die Kosten für den Bau der Anlage um ein Vielfaches höher sind und sich nach Meinung der Stadtwerke auch nach 30 Jahren Laufzeit nicht rechnen, wird vom Verfasser der Studie, Markus Lüß, auch der ökologische Sinn der Anlage in Frage gestellt.
„So kann man das nicht rechnen“, darüber sind sich Detlev Block von der Umweltbehörde Bremen, die Regenwassernutzungsanlagen mit bis zu 3.000 DM fördert, und Schulz vom Bürgerzentrum Neue Vahr einig. Er hat nämlich ganz andere Erfahrungen mit der Anlage im Bürgerzentrum Neue Vahr gemacht. 180.000 Liter Trinkwasser wurden dort allein bei einer Großveranstaltung Ende Januar gespart, weil die WCs (ausgerüstet mit Wasserstop-Taste) komplett über Regenwasser gespeist werden. Dazu kommen, nach einem halben Jahr Laufzeit, 1.800 DM Einsparung an Trinkwassergebühren und der nicht in Geld meßbare Einfluß auf den bewußteren Umgang mit Wasser, den eine solche Anlage auf die BesucherInnen hat.
Für die Stadt Bremen, so Detlev Block von der Umweltbehörde, ergeben sich durch die Regenwassernutzung auch noch andere Vorteile als das Einsparen von Trinkwasser. So werden durch die Rückhaltung des Regenwassers in den Zisternen die noch aus dem letzten Jahrhundert stammenden Mischwasserkanäle und damit die Kläranlage in Seehausen entlastet. Im Mischwasserkanal fließt Regen- und Schmutzwasser gemischt in einem Rohr in die Kläranlage und kann bei starken Regenfällen zu deren Überlastung führen. Auch die Tatsache, daß bei anhaltenden Regengüssen das Regenwasser gemischt mit Schmutzwasser ungeklärt in die Vorfluter (Weser und Wümme) läuft, könnte durch genügend Kapazität an Regenwasserzisternen vermieden werden.
Ein Teil dieser ökologischen Aspekte, die auch wirtschaftliche Auswirkungen haben, sind in der Studie nicht berücksichtigt. Die Stadt Bremen wird deshalb die Förderung der Regenwassernutzung weiterführen, auch im Hinblick darauf, daß durch diese Anlagen der vorsichtige Umgang mit Wasser und das umweltbewußte Verhalten der Benutzer auch anderen ökologischen Belangen gegenüber gefördert wird. S.S.
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