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Öffnung nach links

■ Kongreß der französischen Grünen

Lille (AFP) – Die französischen Grünen haben sich am Wochenende bei ihrer Generalversammlung in Lille deutlich für eine Öffnung nach links ausgesprochen. Ihr ehemaliger Präsidentschaftskandidat Antoine Waechter, der für eine Unabhängigkeit der Umweltbewegung eintrat, geriet durch diese Entscheidung in den eigenen Reihen in die Minderheit. Trotz der klaren Absage an seine Doktrin „weder links noch rechts“ bleibt er jedoch Sprecher der Partei.

Bei der Abstimmung über einen Leitantrag zur politischen Orientierung der Grünen setzten sich die Verfechter einer Öffnung zur Linken mit 62,3 Prozent der Stimmen durch. Die Gruppierung um Waechter erhielt lediglich 34,7 Prozent. Die Neuwahl eines Teils der Mitglieder des „Interregionalen Nationalrats“, dem „Parlament“ der Umweltpartei, bestätigte die neue Mehrheit.

Waechter war 1986 als Kandidat der Umweltbewegung bei der Wahl des Staatspräsidenten an die Spitze der französischen Grünen getreten und hatte sie aus der politischen Bedeutungslosigkeit geführt. 1989 schafften die französischen Grünen unter seiner Führung den Einzug ins Europaparlament. Bei den Parlamentswahlen im Frühjahr hatte der 44jährige Umweltingenieur eine erste Niederlage erlitten. Mit nur 17,1 Prozent der Stimmen wurde er in seinem eigenen Wahlkreis geschlagen. In der Nationalversammlung erhielten die Grünen kein Mandat.

Die neue Mehrheit der linksorientierten Grünen um Dominique Voynet hat mit Unterstützung ehemaliger Kommunisten und Trotzkisten bei der Abstimmung auf der Generalversammlung zwar einen klaren Sieg erzielt. Ihre führende Stellung innerhalb der Umweltbewegung muß die 34jährige Anästhesieärztin aus dem Jura und ehemalige Generalsekretärin der Grünen im Europaparlament aber noch bei der nächsten Sitzung des Nationalrats der Grünen in zwei Wochen bestätigen.

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