: Occupy statt Katzenbildchen
■ Die Ausgabe: Im sonntaz-Spezial zum Jahreswechsel hatten wir uns mit Online-Mächten befasst. Mit Amazon etwa, taz.de/amazon, und Facebook, taz.de/face.
■ Die Frage: Und wir wollten wissen, was unsere Leser davon halten, taz.de/frage.
Zum ersten Mal habe ich vor über zwei Jahren von Diaspora gehört, damals hatte ich noch einen Facebook-Account. Der Umgang von Facebook mit privaten Daten ging mir auf die Nerven, und deshalb suchte ich nach einer Alternative.
Am Anfang habe ich Diaspora kaum genutzt, das änderte sich aber nach einigen Monaten. Anfangs irritierte mich das Fehlen von Apps und Spielen, die geringe Menge an Funktionen und vor allem das Fehlen meiner „Facebook-Freunde“. Natürlich versuchte ich, sie zu überreden, sich ebenfalls Accounts auf Diaspora anzulegen. Ein paar wenige taten das auch, fast alle hörten nach kurzer Zeit wieder auf, sie zu nutzen. Das fand ich nicht nur schade, es ärgerte mich sogar, denn viele meiner Bekannten hatten selbst keine sehr gute Meinung von Facebook, und gegen den Wechsel zu Diaspora fiel ihnen nichts Besseres ein als „Aber meine Freunde sind nun mal alle auf Facebook!“, was in dem Moment, wo viele sich so äußern, ein wirklich dummes Argument ist.
Eine Zeit lang nutzte ich beide soziale Netzwerke gleichzeitig. Auf Facebook gab es zu ernsteren Themen meist gar keine Reaktion, während ich auf Diaspora oft „likes“ und Kommentare bekam.
Auch das, was ich von anderen las, beschränkte sich bei Facebook auf süße Katzenbilder, Kettenbriefposts und „X spielt gerade Farmville“-Benachrichtigungen. Zur gleichen Zeit las ich auf Diaspora über Occupy Wallstreet, den „arabischen Frühling“, CC-Musik und so weiter – auch Katzenbilder kamen nicht zu kurz.
Irgendwann war mir klar: Facebook brauche ich nicht, und ich will diesen Konzern nicht aus reiner Bequemlichkeit unterstützen und meine Daten nutzen lassen. Vor einem Jahr habe ich meinen Account gelöscht, und ich habe es nicht bereut.
■ Kaos würde gern als Kaos bezeichnet werden und behält weitere Daten für sich