: Oblomov und der Brandstifter
■ Von Resignation keine Spur: Nach zwei Bränden hat das Theater Fürst Oblomov eine neue Spielstätte in der Zinnowitzer Straße gefunden
Aller guten Dinge sind bekanntermaßen drei. In diesem Fall aber wünscht man sich das Sprichwort zum Teufel und dem Theater Fürst Oblomov alles Gute. Gleich zweimal ist das Theater einem Feuer zum Opfer gefallen. Seit 1991 gibt es den Verein Theater und Schule e.V., das Fürst Oblomov ist sozusagen die Spielstätte des Vereins. Das Theater hat sich einen festen Platz im Off-Bereich erspielt. Es residierte anfangs am Hackeschen Markt und mußte wegen Umbauarbeiten und Haussanierung später in die Chauseestraße 8. ziehen.
Hier brannte es 1997 zum ersten Mal, weswegen man in den Vorbau des Internationalen Handelszentrums in der Friedrichstraße wechselte. Auch hier hatte das Theater kein Glück, denn erneut schlug der Feuerteufel zu. In der Nacht zum 1. Februar 1999 wurden durch einen Brand die Räume in nichts anderes als Schutt und Asche gelegt. Es entstand ein Schaden von 300.000 Mark.
Ein ehemaliger Mitarbeiter hatte beide Brände gelegt. Der 25jährige war im Haus als Techniker tätig, ein Pyromane, der wegen mehrfacher Brandstiftung vorbestraft war. Bloß den Theaterleuten hatte das keiner gesagt. Die Köpfe lassen die 30 Mitarbeiter aber jetzt trotzdem nicht hängen. Intendant Jürgen Bonk will aus der Situation das Beste machen.
Und außerdem: Ein neues Domizil hätte sich das Fürst Oblomov so oder so suchen müssen, denn der Mietvertrag für die Räume in der Friedrichstraße wurde schon im November gekündigt. Aber so auf die Schnelle, mit dem Schreck und der verlorenen Technik?
„Das war für alle schlimm“, resümiert Bonk. „Aber wir lassen uns nicht unterkriegen.“ Erstaunlich schnell ließ sich eine neue Heimstatt finden. Dieses Mal ist es nicht nur eine Etage, sondern gleich ein vierstöckiges Haus in der Zinnowitzer Straße 3–5 in Mitte, das seit 1994 leer stand und nun vom Oblomov gemietet wird.
Die großen Theater boten schnell Hilfe an, die Staatsoper spendete Kostüme, das DT und das Gorki-Theater Requisiten, Licht- und Tontechnik kamen von verschiedenen Häusern. Schon sind auch Schauspieler und Regisseure dabei, die leeren Räume in Studio- und Probebühnen zu verwandeln. Am 1. Mai soll mit einer Festwoche und gleich fünf Premieren die neue Spielstätte eröffnet werden. Jürgen Bonk bringt „Biedermann und die Brandstifter“ von Max Frisch auf die Bühne, und kein Schelm, wer da an Selbstironie denkt.
Gespannt darf man sein, ob der Anspruch, aus dem Haus eine große Begegnungsstätte für junge, vor allem am Theater interessierte Leute zu machen, eingelöst wird. Neben Projekttagen sollen hier Jugendtheatergruppen arbeiten können, internationale Treffen stattfinden, im Haus von unten bis oben Theater und auch andere Kunstformen erlebbar sein. Denn Platz ist in dem Gebäude in der Zinnowitzer Straße auch für Lesungen, Konzerte und Gastspiele anderer Bühnen. Und auf der Freifläche vorm Haus wird im Sommer Theater gespielt: eine Parodie auf „Das Wirtshaus im Spessart“. Andreas Hergeth
Spenden für den Umbau der neuen Spielstätte an: Landeshauptkasse Berlin, bei Postbank Berlin, BLZ: 10010010, Kontonummer: 58100, Verwendungszweck (wichtig): Kapitel 1701 – Titel 28291 für Theater und Schule e.V.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen