: OPEC–Streit über Generalsekretär
■ Turnusgemäß fiele das Amt an Iran, Irak aber dagegen / Taktik der Saudis / Venezolaner ist Libyern zu sanft
Berlin (dpa/taz) - Wenn man sich schon nicht so recht über die künftige Preispolitik streiten kann, dann eben um Personalfragen. Bei der Halbjahreskonferenz der Organisation Erdölexportierender Staaten (OPEC), zur Zeit erfolgreich bei der Durchsetzung ihres Öl–Richtpreises von 18 Dollar pro Barrel (159 Liter), ging es gestern darum, wer den Posten des Generalsekretärs einnehmen soll, der zur Zeit vakant ist. Hinderlich ist bei der Findung eines geeigneten Kandidaten das spezielle OPEC–Rotationsprinzip: Der einflußreiche Job der Repräsentanz über alle Ölpumpen von Jakarta bis Caracas fiele nunmehr turnusgemäß an einen Iraner. Um seinen Anspruch zu untermauern, präsentierte Teheran am Donnerstag und Freitag in Wien den versammelten Ölmanagern gleich vier Aspiranten für den Generalsekretärsposten. Alle vier stießen indes auf den erbitterten Widerstand des Irak, mit dem Iran im Golfkrieg liegt. Bagdad seinerseits bot einen eigenen Bewerber auf, der erwartungsgemäß vom Iran blockiert wurde. Beobachter gingen daher gestern in Wien davon aus, daß der Posten - wie auch schon vor der Wiener Konferenz - unbesetzt bleibt. Die Tagung, die gestern eigentlich um 11 Uhr fortgesetzt werden sollte, wurde über diesen Streit bis zum späten Nachmittag unterbrochen. Saudi–Arabiens Ölminister Naser präsentierte zwar auch einen alten Freund als Wunsch–Kandidaten. Dem Vorschlag wurde indes keine Ernsthaftigkeit beigemessen, Nasers Favorit erschien denn auch gar nicht erst in Wien, sondern ging - wie es hieß - in London seinen Privatgeschäften nach. Ganz offensichtlich war Nasers Vorschlag nur taktischer Natur, um bei einem späteren Verzicht dann anderes durchsetzen zu können. Ginge man wieder ohne Generalsekretär auseinander, so wäre Saudi–Arabien der lachende Erste: Das Wüstenkönigreich stellt den Vize–Generalsekretär und kann somit die Tagesgeschäfte des Kartells wie auch dessen allgemeine politische Linie bestimmen. Ein einziger Kandidat könnte den Saudis noch ihre Kalkulation zerstören: Der Kompromißkandidat Alirio Parra aus Venezuela. Es wurde jedoch gestern allgemein erwartet, daß der den „Falken“–Ländern wie Libyen nicht hart genug sei. ulk
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