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OPEC einigte sich auf festen Richtpreis

■ Fachminister der OPEC einigten sich auf eine sechsmonatige Produktionsdrosselung und einen festen Richtpreis / Fachleute rechnen mit einem Anstieg der Rohölpreise / Als einziges Mitglied will der Irak die ihm auferlegte Höchstfördermenge nicht akzeptieren

Genf (ap) - Nach zehntägigen zähen Verhandlungen haben sich die Fachminister der Organisation erdölexportierender Länder (OPEC) mit Ausnahme Iraks auf eine sechsmonatige Drosselung der Produktion um sieben Prozent und die Wiedereinführung eines festen Richtpreises geeinigt. Fachleute halten ein baldiges Ansteigen des gegenwärtig zwischen 13 und 16 US–Dollar pro Barrel (159 Liter) liegenden Rohölpreises auf etwa 18 Dollar für möglich. Dieses Niveau hat die OPEC als Zielvorstellung genannt. In Fachkreisen bezweifelt man jedoch, daß sich die Mitglieder lange genug an die ihnen auferlegten Höchstfördermengen halten werden, damit der höhere Preis auf Dauer Bestand hat. Irak hat sich von vornherein geweigert, die ihm zugedachte Quote zu akzeptieren. Der in der Nacht zum Samstag bei der Konferenz der Erdölminister der 13 Mitgliedsländer in Genf erzielte Mehrheitsbeschluß sieht vor, die gesamte Förderung der OPEC vom 1. Januar an für ein halbes Jahr um etwa sieben Prozent auf 15,8 Millionen Barrel pro Tag zu drosseln. Vom 1. Februar an sollen die Mitglieder ferner Festpreise für ihr Öl verlangen, die, je nach Qualität, zwischen 16,27 und 18,87 Dollar pro Barrel liegen. Da sich Irak als einziges Mitglied weigert, die ihm zugedachte Quote (1,466 Millionen Barrel) zu akzeptieren, rechnet OPEC–Präsident Rilwanu Lukman (Nigeria) mit einer tatsächtlichen Tagesför dermenge von 16 Millionen Barrel. Der irakische Ölminister Kassim Taki el Oraibi hatte bis zuletzt darauf beharrt, daß seinem Land die gleiche Quote zugebilligt werden müsse wie Iran. Beide Länder führen seit sechs Jahren Krieg gegeneinander. Irak ist bereits von den seit August geltenden Übergangs–Quotenregelungen ausgenommen. Der Ölminister der Vereinigten Arabischen Emirate, Mana Said Oteiba, sagte am Samstag, er erwarte schon für die nächsten Tage eine Preiserhöhung auf 20 Dollar je Faß Rohöl. In der in Abu Dhabi erscheinenden Zeitung „Al Ittihad“ bezeichnete Oteiba das Ergebnis der Genfer Konferenz als „das Neujahrsgeschenk für die OPEC–Länder und die Welt“. „Al Ittihad“ führte die Einigung in Genf auf eine Botschaft des saudiarabischen Königs Fahd zurück, der am Donnerstag die Konferenzteilnehmer aufgerufen hatte, sich für eine Drosselung der Produktion zu entscheiden. Politische Beobachter werteten die Einigung der OPEC vor allem als Ergebnis einer veränderten Haltung Saudi–Arabiens nach der Ablösung des bisherigen Ölministers Achmed Saki Jamani vor zwei Monaten. Jamani hatte, anders als offenbar sein Nachfolger Hischam Naser, einem hohen OPEC–Anteil am Weltmarkt eine größere Bedeutung beigemessen als der Politik der Förderdrosselung und fester Preise. Der Öl–Experte Fergus MacLeod von der Londoner Firma Barclays rechnet damit, daß der neue Quotenbeschluß wieder von einigen Mitgliedern unterlaufen werden wird.

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