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LARS PENNING
Gibt es Analogien zwischen Shakespeares Drama „Julius Caesar“ und dem Leben der Häftlinge im Hochsicherheitstrakt des römischen Gefängnisses Rebibbia? In ihrem letztjährigen Berlinale-Gewinnerfilm „Cäsar muss sterben“ haben sich die italienischen Regisseure Vittorio und Paolo Taviani darangemacht, es herauszufinden. Denn seit dem Jahr 2002 gibt es im Gefängnis eine Theatergruppe, die jedes Jahr ein neues Stück erarbeitet. Nun also „Julius Caesar“. Doch der Film der Tavianis ist keine konventionelle Dokumentation des Projekts, sondern eine straffe Neuinterpretation von Shakespeares Stück, in dem es vor allem um Freiheit und Tyrannei, um Loyalität und Verschwörung sowie um die Frage nach ehrenwertem Verhalten geht: Themen, die das Leben der Insassen, die sich zuvor vornehmlich mit Mord und Drogenhandel beschäftigten, in ihrem Leben zwangsläufig berühren. Ergänzt wird das Drama um wenige – ebenfalls als Inszenierung kenntlich gemachte – dokumentarische Einsprengsel, etwa eines Castings, das die Hauptprotagonisten vorstellt. Die Tavianis setzen die Häftlinge als kompetente Schauspieler in Szene, für die Zellen und Gänge ihres Gefängnisses zu Orten eines in filmische Szenen aufgelösten Dramas werden, klassisch ausgeleuchtet und gefilmt in antinaturalistischem Schwarzweiß. Ein völlig anderer Blick auf Schwerverbrecher, die ganz in der Kunst aufgehen. ((OmU) 22. 2.–25. 2. Regenbogenkino)
Nachdem die norwegische Schauspielerin Liv Ullmann seit Mitte der 1950er Jahre in ihrer Heimat zunächst am Theater reüssiert hatte, katapultierte sie die Rolle der Schauspielerin Elisabeth Vogler in Ingmar Bergmans Psychodrama „Persona“ (1966) in die erste Riege internationaler Kinostars. In einem Sanatorium trifft die verstört verstummte Elisabeth auf die Krankenschwester Alma (Bibi Andersson), die im Gegensatz unentwegt redet und sich immer weiter vor der ihr fremden Frau entblößt. Allerdings wechseln die Realitätsebenen unentwegt, und so kann man sich nie wirklich sicher sein, ob Elisabeth nicht vielleicht nur in der Fantasie einer schizophrenen Alma existiert. Am Ende kommt es zur Verschmelzung der beiden Persönlichkeiten – manifestiert in einer berühmten Einstellung, die jeweils eine Gesichtshälfte der beiden Darstellerinnen zu einem gemeinsamen Antlitz montiert. In seiner Inszenierung beschränkt sich Bergman fast völlig auf Totalen und Großaufnahmen in starken Schwarzweißkontrasten, welche die Distanz und die Nähe der Frauen widerspiegeln, deren Gesichter in kunstvollen Bildkompositionen zueinander in Beziehung gesetzt werden: irreal und albtraumhaft. (22. 2. Tilsiter Lichtspiele)