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Nur sechs Minuten Zeitgewinn

■ Bevor der Bundestag am Donnerstag über den Transrapid abstimmt, hat der BUND ein Alternativkonzept vorgelegt

Berlin (taz) – Sechs Minuten schneller von Hamburg nach Berlin – das soll acht Milliarden Mark Steuergelder kosten. Darauf weist der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) die Bundestagsabgeordneten hin, die am Donnerstag über das Bedarfsgesetz für den Transrapid abstimmen.

Der Umweltverband hat ein Alternativkonzept zu der Magnetschwebebahn erarbeiten lassen. Danach kann für insgesamt eine Milliarde Mark die Strecke zwischen den beiden Metropolen ICE-reif gemacht werden. Denn im Grunde fehlen nur zwischen Uelzen und dem anhaltinischen Stendal Hochgeschwindigkeitsgleise. Schon im Jahr 2000 könnten die Leute dann in 82 Minuten vom Hamburger Hauptbahnhof zum Lehrter Zentralbahnhof in Berlin reisen – der Transrapid würde dagegen erst frühestens fünf Jahre später starten. Er wäre dann zwar nur 56 Minuten unterwegs. „Für den korrekten Vergleich der Fahrtzeiten von Stadtmitte zu Stadtmitte müssen bei der Magnetbahn noch 20 Minuten Reisezeit hinzugerechnet werden“, heißt es in dem Gutachten des Münchner Planungsbüros Vieregg & Rössler, auf das sich der BUND stützt.

Auch beim Energieverbrauch erweist sich der Anternativ-Vorschlag als deutlich positiver. Um für eine Tonne Fahrzeugmasse auch nur das Magnetfeld auszubauen, braucht man 1,13 Kilowatt – damit erreicht eine Tonne ICE bereits eine Geschwindigkeit von 120 Stundenkilometern. Wenn beide Fahrzeuge dann mit 300 Stundenkilometern durch die Gegend rasen, belastet der einzelne ICE-Fahrgast das Klima ebenfalls deutlich weniger als der Transrapid-Passagier. Fährt die Magnetbahn, so wie geplant, mit 400 bis 500 km/h, verbraucht jeder Reisende das Doppelte bis Vierfache der Energie, die beim ICE fällig wird. „Mit der eingesparten Energie bei jeder Hin- und Rückfahrt kann der Fahrgast ein Vierteljahr lang seinen Kühlschrank betreiben“, hat Peter Westenberger vom BUND ausgerechnet.

Auch vom Exportargument, das die Bundesregierung stets für den Transrapid ins Feld führt, halten die Kritiker nichts. „Eine Realisierungschance in anderen Ländern ist nur in nicht-marktwirtschaftlichen, totalitären Staatssystemen vorstellbar, wo Prestige bedeutender ist als betriebswirtschaftliches Denken“, urteilt der Verkehrsplaner Karlheinz Rössler. Annette Jensen

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