Mit dem SV Werder auf Du und Du: Nur mal so geredet
■ Die Werder-Krise – ein Medienpups?
Die Krise beim SV Werder schwappt langsam in die Öffentlichkeit, und Bremen erlebt einen Hauch bayerischer Verhältnisse: Trainer Dörner spricht mit dem „Weser Report“und wird darob von Werder-Vizepräsident Klaus-Dieter Fischer heftigst gescholten. Aber Bremen ist eben doch nicht München. Werder sagt, die Dörner-Zitate seien frei und die Fischer-Replik halb erfunden. Der Weser-Report-Kollege blieb gestern bei seiner Darstellung.
Am Mittwoch erschien der Weser-Report mit einer echten Knaller-Überschrift: „Geheim: Dörner will Akpoborie“. Der Trainer hatte Martin Globisch seine Spieler-Wunschliste in die Feder diktiert. Dabei: Jonathan Akpoborie von Hansa Rostock und der München 1860er Torjäger Bernhard Winkler. Und mit der Wunschliste verband Dörner auch deutliche Kritik an Werder-Stürmer Bruno Labbadia. All das in wörtlichen Zitaten.
Das hatte gestern zu einer heftigen Reaktion von Werder-Vizepräsident Klaus-Dieter Fischer geführt, diesmal via Weser Kurier: „Es war noch nie Stil des SV Werder, die Einkaufspolitik in der Öffentlichkeit zu betreiben“, wird Fischer zitiert. „Darüber wird zu reden sein.“Was er, glaubt man der Berichterstattung, offensichtlich vor dem Interview noch nicht getan hatte. Eine Stilfrage. Denn Dörner dementierte im selben Artikel. Die Zitate im Weser Report seien „frei erfunden. Ich kann doch nichts dafür, wenn sich irgendwelche Phantasien entwickeln.“
Gestern löste sich der dörner-fischersche Vollkrawall in einen medialen Pups auf – will man der Darstellung von Werder glauben. Bei der alldonnerstäglichen Werder-Journalistenspeisung traf nun der Weser-Reporter Martin Globisch auf Dörner, und Fischer traf auf den Kollegen vom Weser Kurier. Das Resultat, so Werder-Sprecherin Marita Hanke: Globisch habe kleinlaut zugeben müssen, daß er selbst die Namen „offensiv vertreten“, der Trainer das aber so nie gesagt habe. Globisch, nach Hanke: „Wir haben nur mal so geredet.“Und die Fischer-Kritik sei ebenfalls nur halb so scharf ausgefallen wie es wiedergegeben worden sei. Diesmal vom Weser Kurier. Werder-Sprecherin Hanke: „Herr Fischer hat gesagt ,wenn der Trainer das so gesagt hätte, dann wäre das ein Unding'.“Fischer habe mitnichten gleich auf Dörner eingedroschen.
Globisch bestreitet heftig die Vorwürfe: „Ich habe recherchiert und Dörner damit konfrontiert. Und jetzt haben die Muffensausen. Ich stehe dazu.“
J.G.
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