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Nur Torfrock für den Musikliebhaber

■ HSV gewinnt gegen den SC Freiburg mit mächtig viel Glück einen Punkt

Wohl mit einem Achselzucken hat Neill Tennant zur Kenntnis genommen, daß der jüngste Smash-Hit seiner Pet Shop Boys auf unglaubliche Weise festen Einzug ins Repertoire der bundesdeutschen Fußball-Fanfolklore gefunden hat. Die Melodie von „Go West“, dem von den Pet Shop Boys gecoverten Village-People-Oldie, dröhnt aus Fankehlen skandiert und textlich auf den jeweiligen Verein gemünzt (etwa: „ Hier kommt der HSV“) durch jedes Stadion. Ein Triumph der Popmusik. „Unvergeßliche Momente für den Augenblick zu schaffen“, so formuliert Tennant seinen Anspruch an die Popmusik, den er zusammen mit Chris Lowe in hübschen, eingängigen Melodien und zeitkritischen Texten umsetzt. So einfach ist Pop.

Ungleich schwerer war es für den Hamburger SV am Sonnabend nachmittag in einem anderen Bereich der Popularkultur. 1:1 trennte sich der hanseatische Fußballverein vom Aufsteiger SC Freiburg vor 19.000 Zuschauenden im heimischen Volksparkstadion und wirkte dabei ziemlich disharmonisch.

HSV-Manager Heribert Bruchhagen, der sich wie ein etwas sensiblerer Musik-Liebhaber bei einem Auftritt von Torfrock gefühlt haben muß, wurde, nach eigenem Bekunden, bereits zur Halbzeit „ganz übel“. Zu diesem Zeitpunkt führte der SC Freiburg durch einen von Jörg Albertz an Martin Braun verursachten Elfmeter, den der Gefoulte in der 12. Minute selbst verwandelte, mit 1:0. Der HSV indes hatte in den ersten 45 Minuten nicht eine mickrige Torchance. Schwerfällig, offenbar von den zahlreichen Vertragsverhandlungen gestreßt, delirierte der Stolz der schwarz-weiß-blauen Fangemeinde über den Platz. Einfachste Zuspiele mißlangen, und das, was Blutgrätscher Carsten Kober an mangelnden fußballerischen Fähigkeiten offenbarte, wirkte wie eine Verhöhnung des Publikums.

Wie einfach auch Fußball sein kann, zeigten unterdes die Eleven von Freiburg-Coach Volker Finke. Kultiviert wurde mit genial einfachem Flachpaßspiel das Mittelfeld überbrückt, das Tempo variiert und so fast zwangsläufig Chancen herausgespielt, so daß der HSV sich glüclich schätzen konnte, nur einen Treffer kassiert zu haben. Zum Ausgleich, den auch HSV-Coach Benno Möhlmann als durchaus unverdient ansieht, kam die Heimmannschaft in der 85. Minute als – nach einem Foul des Freiburgers Martin Braun an dem eingewechselten Karsten Bäron – Thomas von Heesen den fälligen Elfmeter verwandelte.

Kai Rehländer

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