: „Nur Lebensmüde arbeiten hier noch“
■ Uni-Versammlung fordert GW 2-Schließung
Nur „drei Lebensmüde“, so ein Zwischenruf, stimmten gestern auf der Vollversammlung der StudentInnen an der Bremer Uni gegen den Vorschlag des AStA: Das asbestbelastete Gebäude GW 2 an der Bremer Uni sofort zu schließen und zu sanieren, Ersatzräume zu suchen und den Studierenden durch die Verzögerung keinen Nachteil entstehen zu lassen. Der Rest der Vollversammlung – die so voll nicht war, nur knapp 300 StudentInnen waren anwesend – votierte im Streit um den Umgang mit dem Gebäude für eine härtere Gangart als von Uni-Leitung und Personalversammlung vorgeschlagen. Denn die hatten beschlossen, die belasteten Räume nur nach und nach zu sanieren und ansonsten den Betrieb weiterzuführen.
Eingestimmt wurden die Studierenden vom Vulkan-Betriebsrat Fritz Bettelhäuser, der über Asbest-Probleme auf der Vulkan-Werft berichtete. „Laut Gesetz haben Beschäftigte ein Leistungsverweigerungsrecht, wenn der Arbeitgeber nicht den Schutzbestimmungen nachkommt. Was Ihr braucht, ist ein Schulterschluß zwischen Professoren, Technikern und Angestellten an der Uni.“ Er rief die StudentInnen dazu auf, sich bei der zentralen Asbest-Erfassungsstelle zu melden, weil sonst nach Ausbruch von Asbestose oder Krebs nicht mehr nachweisbar sei, wer wann und wo mit Asbest in Berührung gekommen sei.
Da schluckte die versammelte Studentenschaft. Für so dringend hatten die meisten das Problem nicht gehalten: bereits vor einer Woche war eine Vollversammlung wegen mangelnden Interesses der Betroffenen als nicht beschlußfähig auseinandergegangen. Ein Vertreter des AStA berichtete aus der Wissenschaftsdeputation, der Rektor plane die Umsiedlung des Fachbereichs Wirtschaftswissenschaften aus dem GW 2 in ein Gebäude nach Habenhausen. Die freiwerdenden Räume sollten als Manövriermasse bei den Sanierungs-Umzügen benutzt werden. „Eine vollständige Sanierung des Gebäudes würde 35 Millionen kosten und soll aus dem Investitions-Sonder-Programm bezahlt werden“, hieß es.
Was also tun? Streiken, lautete ein Vorschlag. Doch bei nur 300 Anwesenden auf der Versammlung und 6000 Studierenden und Angestellten im GW 2 falle ein Streik der wenigen Besorgten ja wohl kaum auf, meinte eine Gegenstimme. Das gleiche gelte für eine Blockade des Gebäudes: „Vor einem Jahr beim Uni-Streik waren wir dreimal soviele Leute und haben es auch nicht geschafft“, hielten andere dagegen. Lieber sollten die StudentInnen in den Veranstaltungen auf die Asbest-Gefahr hinweisen und eine andere Organsiation der Seminare verlangen.
Groß ist die Hoffnung auf wirklichen Druck der Studi-Basis allerdings nicht. „Die Leute sind nicht richtig interessiert“, meinte Martin Schnatmeyer vom Öko-Arbeitskreis des AStA. „Viele wollen ihre Scheine machen und kümmern sich wenig um eine Gefahr, die sie nicht sehen oder riechen können.“ bpo
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