: Nummer drei der ETA verhaftet
■ Die Koordination zwischen der französischen und der spanischen Polizei ermöglicht mehrere Verhaftungen
Madrid (taz) – Die baskische Separatistenorganisation ETA hat am Dienstag einen der schwersten Schläge seit langem erlitten. Morgens um fünf Uhr drang ein Sondereinsatzkommando der französischen Polizei in ein Bauernhaus in Lasseube, einem 20 Kilometer südlich von Pau in den Pyrenäen gelegenen Ort, ein. Julián Atxurra Egurola (37), die Nummer drei der ETA und deren Logistikchef, wurde im Schlaf überrascht und festgenommen, ehe er Widerstand leisten konnte.
Bei der zweiten Verhafteten, der Französin Laurence Schelecht (25), ist bis zur Stunde unklar, in welcher Beziehung sie zur ETA steht. Die Polizei beschlagnahmte Sprengstoff, Geld und Waffen, darunter einen Granatwerfer, Maschinenpistolen und Handfeuerwaffen.
Über Atxurra führte die Spur nach Villejuif, einem Vorort von Paris. Dort wurden sechs weitere mutmaßliche Etarras festgenommen, unter ihnen der Franzose Daniel Derguy (36), dem vorgeworfen wird, 1993 Chef eines mobilen ETA-Kommandos gewesen zu sein, das damals Anschläge auf Urlaubsziele verübt haben soll.
Der spanischen Polizei ging gestern in Pontevedra an der Atlantikküste im Norden des Landes ein weiteres ETA-Kommando in die Fänge. Die drei Verhafteten bereiteten vermutlich weitere Anschläge gegen touristische Einrichtungen vor – Teil einer Sommerkampagne, bei der die ETA seit dem 9. Juli insgesamt 14 Anschläge gegen Hotels, Busbahnhöfe, Flughäfen und Ausflugsziele in Andalusien und Katalonien verübte.
Spaniens Innenminister Jaime Mayor Oreja zeigt sich zufrieden: „Die Verhaftung von Atxurra zerstört einen der drei Pfeiler, auf dem die Organisation ruht, die Logistik“, bewertet er die Verhaftung in Lasseube. Atxurra war für die Ausrüstung der Kommandos zuständig. Den auf freiem Fuß befindlichen beiden anderen ETA- Führern unterstehen die militärische Struktur und der politische Apparat.
Mayor Oreja schreibt den Erfolg der Polizeioperation der guten Zusammenarbeit zwischen der spanischen Guardia Civil und ihren französischen Kollegen zu. Im März erhielten die spanischen Ermittlungsbehörden eine Information, daß sich die ETA-Führung in der Nähe der Stadt Pau versammelt. Monatelange Ermittlungen führten die Polizei schließlich nach Lasseube. Reiner Wandler
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