piwik no script img

■ QUERTÖNERNuklear-Vampire

Dem Metal geht es nicht gut. Zwar läßt sich diese Erkenntnis seit fünf Jahren problemlos belegen, doch ist der augenblickliche Status in diversen Bereichen besonders stagnierend, wenn nicht gar rückläufig. Voivod hatten, obgleich dem Genre zugehörig, bis vor kurzem mit all diesen mikrokosmischen Problemen nichts zu tun. Sie waren über mehr als eine Dekade ihr eigenes Universum, erdacht von dem Franco-Kanadier Michel Langevin. Mit drei Freunden gründete der Drummer und Sci-Fi-Fan eine Gruppe, die sich zum Rest verhielt wie der stets auf Separatismus bedachte französische Teil Kanadas zum Mutterland. Sie erschien wie eine Addams-Family-Version zeitgleich aufstrebender kalifornischer Thrash-Formationen. Mit Langevin begegnet uns der ganz reale Voivod, ein liebgewonnener Nuklear-Vampir. Und mit ihm: ein Sammelsurium von Humanoiden und gequälten Cyber-Existenzen.

Voivod haben alle Stärken des Metal, aber keines seiner Klischees“, lautete ein Loblied jener Zeit, über die sich immer noch gerne Männergruppen unterhalten, darüber streitend, ob Killing Technology oder erst Dimension Hartröss den Wendepunkt einleitete. Fest steht, daß die große Metal-Baisse, die vor fünf Jahren einsetzte, auch nach Kanada strahlte, wo Voivod nacheinander Gitarrist und Sänger verloren. Seitdem ist die zum Trio geschrumpfte Band zu den Sterblichen herabgekommen, was sich in erster Linie an ihrem neuen Sänger Eric Forrest festmachen läßt, der Amerikaner ist und – schlimmer noch – der Bay-Area-Szene entstammt. Doch gegen die Trendwende zum Rock haben sie sich zurückbesonnen und mit Phobos ihre 14jährige Karriere gelungen zusammengefaßt. So dürfte es dieser Tage zu einer der wenigen metallischen Sternstunden kommen.

Holger in't Veld

Mo, 22. September, 21 Uhr, Fabrik

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen