piwik no script img

■ Neue Strategie des Islamrats: Dialog und AusgrenzungNützliche Idioten

Deutschland braucht den Dialog mit seinen Muslimen, nicht zuletzt weil sie fester Bestandtteil der Gesellschaft sind. Und es ist nicht nur für gläubige Muslime unerträglich, wenn sie ein Randdasein führen, ihre Gebetshäuser ein unwürdiges Dasein in Hinterhöfen fristen. Die Reife einer multireligiösen Gesellschaft zeigt sich vor allem darin, welchen öffentlichen Raum die Mehrheit den religiösen Minderheiten zubilligt.

Doch damit steht es in Deutschland bekanntlich nicht zum Besten. Kaum werden Pläne für den Bau repräsentativer Moscheen bekannt, formiert sich Widerstand – in Duisburg, in Mannheim, in Augsburg. Kaum wird die Forderung nach islamischem Religionsunterricht an deutschen Schulen erhoben, grassieren dumpfe Ängste. Es ehrt die Eliten der Bundesrepublik, dass sie sich um eine Verbesserung dieser gestörten Beziehung bemühen. Christlich-muslimisch-jüdische Dialoge wie in Berlin sind immer gut. Aber gut Gemeintes wird sehr schnell schlecht, wenn es blauäugig getan wird.

Wer sich mit exponierten Vertretern des politischen Islam auf ein Podium setzt und es gleichzeitig hinnimmt, dass kritische Journalisten ausgeschlossen werden, erweist nicht nur der Demokratie einen schlechten Dienst. Er muss sich gleichzeitig den Vorwurf gefallen lassen, sich zum nützlichen Idioten zu machen. Dialog mit Islamisten? Ja, aber nur wenn gleichzeitig eine kritische Öffentlichkeit zugelassen ist. Eberhard Seidel

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen