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Nürnberg lebkuchenmäßig verputzt

■ Handballerinnen des TuS Walle weiter ungeschlagen / 27:17 gegen Franken

Knapp 20 Minuten brauchten am Samstag abend die Waller Handballerinnen, bis sie die Mannschaft aus Nürnberg weichgekaut hatten. Dann gingen sie mit 7:6 in Führung und bauten ihren Vorsprung bis zur Halbzeit auf sieben Tore aus (15:8).

Wie Lebkuchenessen war das: Die ersten Bissen des TuS walkten das Nürnberger Team nur mit Mühe durch. Denn die bislang sieglose Mannschaft aus der fränkischen Hauptstadt machte anfangs nicht den Eindruck, als ließe sie sich leicht vernaschen. Vor allem Rückraumspielerin Claudia Starke wollte den Wallerinnen den Appetit mit ihren gefährlichen Distanzwürfen verderben.

Dann aber brach der Widerstand der Nürnbergerinnen in sich zusammen. Drei schwere Fehler der Nürnberger Torfrau Ludmilla Krejci hatten nach einer Viertelstunde für den 6:6 Ausgleich gesorgt, danach hielt der TuS Walle ein gnadenloses Gericht ab.

Unermüdlich zermalmte die schnelle Silke Fittinger als linker Backenzahn die Nürnberger Abwehrreihe, aggressiv fraßen sich die Rückraumspielerinnen Csilla Elekes, Aniko Geczi und Dagmar Stelberg bis an den Nürnberger Kreis vor, von Rechtsaußen donnerte Klara Orban ihre „Kelle“ in den immer weicher werdenden Nürnberger Lebkuchen. Bereits in der Pause beschäftigte die 450 Zuschauer nur noch eine Frage: Wie hoch wird der Sieg diesmal ausfallen?

Nach der Halbzeit lockerten die Wallerinnen dann die Speisefolge durch verschiedene Experimente auf: Csilla Elekes ging für Diana Brüggemann an den Kreis, Cordula David verstärkte den Rückraum, die „äußeren Backenzähne“ wurden ausgetauscht. Die Nürnbergerinnen waren jetzt völlig durchgekaut: Kraft und Kondition ließen nach, dafür machte sich Resignation breit. Und wenn die Nürnbergerinnen einmal zum Torwurf kamen, fischte Torfrau Heike Mahlmann (fast) alles, was in ihr Netz wollte.

Dann lief bei Walle alles: lange Pässe, die mit schnellen Sprints erlaufen und im Sprungwurf versenkt wurden, Traumkombinationen, als beispielsweise Klara Orban einen langen Paß auf Rechtsaußen erwischt, zum Wurf ansetzt und dann aber Eva Kiss am Kreis anspielt, artistisch, wie die dann mit Ball ins Tor fliegt.

Die athletische und technische Überlegenheit der Bremerinnen, so stellte Nürnbergs Trainer Gerhard Sauer nach dem Spiel fest, resultiert im wesentlichen aus dem optimalen Training unter professionellen Bedingungen. Den berufsmäßigen Handballerinnen aus Walle, die zweimal täglich trainieren, standen am Samstag Abend Freizeithandballerinnen gegenüber, die nach einem Acht-Stunden-Tag viermal pro Woche trainieren müssen.

Wegen der Weltmeisterschaft macht die Hallenhandball-Bundesliga der Frauen jetzt eine Pause. Im Dezember steht das Spiel gegen Frankfurt auf dem Programm, im Januar geht es ans Eingemachte: Die Waller begrüßen dann am Hohweg die Mitkonkurrenteninnen um die Meisterschaft: Leverkusen und den Gießener Stadtteilverein Lützellinden. Markus Daschner

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