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„Notstand nur subjektiv“

■ Psychologische Beratung für SchülerInnen in Horn wird eingestellt

Für 360 Oberstufen- und 700 BerufsschülerInnen im Schulzentrum Horn bleibt demnächst die psychologische Beratungstür zu. „Es gibt genügend andere Anlaufstellen“, sagt Bringfriede Kahrs von der SPD, Sprecherin der Bildungsdeputation, beispielsweise den Schulpsychologischen Dienst. „Wenn die SchülerInnen die nicht annehmen, dann können ihre Probleme auch nicht so groß sein“. Mit der Öffnung der Beratungsstelle sei im Schulzentrum der Bedarf erst geweckt worden. „Schließt diese Einrichtung, entsteht natürlich ein Notstand. Aber der ist nur subjektiv.“

Im Schulzentrum Horn werden in einem neuartigen Projekt seit zwölf Monaten SchülerInnen von PsychologiestudentInnen unter Oberaufsicht der Universität betreut. „Durch den geringen Altersunterschied zwischen Hilfesuchenden und Ratgebern und dem vertrauten Beratungsort Schule kostet es die Jugendlichen nicht so viel Überwindung, auf uns zuzukommen“, sagt Marianne Papke, Lehrerin und Mitinitiatorin der psychologischen Beratungsstelle. Deshalb werde das Beratungsangebot sehr gut angenommen: „Ein Sechstel der GymnasiatInnen haben schon Kontakt zu uns aufgenommen“.

Die staatlichen Schulpsychologen würden dagegen wohl wegen der höheren Hemmschwelle kaum aufgesucht. Weder der Druck der Jusos (“Es gibt Töpfe, aus denen hier unterstützt werden könnte!“) noch „konstruktive Unterstützung“ durch Schulleiter Peter Wessels oder eine 500 Namen umfassende Unterschriftenliste betroffener SchülerInnen können die Bildungsdeputation umstimmen: „Die GymnasiastInnen lernen doch, zu diskutieren und sich durchzusetzen. Deshalb sehe ich den Bedarf nicht“, sagt Sprecherin Kahrs.

Lehrerin Papke hingegen versteht die Welt nicht mehr: “Die jungen Frauen und Männer haben massive Probleme, für die sie früher anscheinend nicht die richtigen Ansprechpartner gefunden haben: Drogen, sexueller Mißbrauch, Eßstörungen und die Ablösung vom Elternhaus. Und glauben sie etwa, daß der Rechtsradikalismus um Horn und Umgebung einen Bogen macht?“ Die SchulpädagogInnen würden immer wieder dazu aufgerufen, in ihren Methoden neue Wege zu beschreiten. Würde das, wie in diesem Fall, aber getan, hätten die verantwortlichen Behörden anscheinend Angst vor der eigenen Courage. “Die staatlichen Angebote wie der Schulpsychologische Dienst kosten ein vielfaches unserer jährlichen 20.000 Mark“, sagt die Pädagogin. Bisher hat sich die Beratungsstelle privat und über Uni-Gelder finanziert. Jetzt sind diese Geldgeber damit überfordert und bitten die Stadt um Kostenübernahme.

„Dazu wäre eine Neuaufnahme in den Bewilligungstopf erforderlich und das können wir uns zur Zeit wirklich nicht leisten“, sagt die Sprecherin der Bildungsdeputation. „Wir haben die Pflicht, uns in sozialen Brennpunkten zu engagieren. Bei leeren Töpfen ist die Schülerbetreuung deshalb eher zweitrangig“. Ralf Bode

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