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Noten sind subjektiv

■ betr.: „Noten sind Nebensache“, taz vom 28. 6. 95

Noten umgibt eine Aura der Objektivität. Von ihnen wird behauptet, die Leistung eines/einer Schülers/Schülerin zu messen und sie vergleichbar zu machen mit der anderer SchülerInnen. Ob bei der Jobsuche oder beim Numerus clausus: Noten oder letztlich sogar der Durchschnitt aller Noten werden als objektiver Gradmesser angesehen, durch sie wird vorsortiert, wer später in welchen Bereichen der Gesellschaft eine Chance eingeräumt bekommt und wer nicht.

Daß das alles behauptet und so hingenommen wird, wird auch in dem Artikel in der taz nicht kritisiert.

Deutlich gemacht werden muß aber, daß bei kritischer Betrachtung von Noten nichts als ihre Zufälligkeit und Beliebigkeit übrigbleibt. Denn wer behauptet, daß Noten vergleichbar seien, die unterschiedliche LehrerInnen an unterschiedlichen Schulen zu unterschiedlichen Themen verschiedenen SchülerInnen geben, liegt eindeutig falsch.

Noten sind eindeutig subjektiv, das bestätigen sogar LehrerInnen immer wieder. Sie bewerten nur die Tagesform einer/s Schüler/in, das heißt wichtig ist nicht das Wissen, sondern die Fähigkeit, Streßsituationen zu bewältigen. Gute Noten haben bestimmt den Effekt, noch mehr zu motivieren, jedoch ziehen im Gegenzug schlechte Noten zum Großteil Frustration nach sich.

Natürlich wird dadurch Konkurrenz zwischen den SchülerInnen hervorgerufen und befördert. Aufgrund ihres vorgeblich objektiven Charakters ziehen viele aus Noten einen großen Teil ihres Selbstwertgefühls, man ist erst etwas, wenn man gute Noten hat, die anderen sind eben die VerliererInnen. Nicht zuletzt, sondern vor allem soll durch Noten die für unsere Gesellschaft elementare Praxis von Leistung unter Zwang und Arbeit unter Konkurrenzdruck vermittelt und verinnerlicht werden. Annett Mängel,

für die SchülerInnen der JungdemokratInnen/Junge Linke Berlin

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