: Norweger nach Hebron?
■ Rundfunk: Israel stimmt Stationierung bewaffneter Beobachter in Hebron zu
Jerusalem/Kairo (AFP/taz) – Nach dem umstrittenen Einsatz von 1.500 israelischen Soldaten in Hebron hat die israelische Führung offenbar eingelenkt. Der israelische Rundfunk berichtete gestern, Israel habe der Entsendung bewaffneter internationaler Beobachter zumindest in diese Stadt zugestimmt. Bei den laufenden Kairoer Gesprächen habe Israel der Palästinensischen Befreiungsorganisation (PLO) zugesagt, daß mit Pistolen bewaffnete norwegische Beobachter künftig in Hebron zugelassen sein sollten. Die Mitteilung wurde offiziell zunächst weder bestätigt noch dementiert.
Außenminister Shimon Peres erklärte gestern lediglich, es sei an der Zeit, mutige Entscheidungen zu treffen, da die Armee die Probleme in den besetzten Gebieten nicht allein lösen könne. Über Anzahl und Befugnisse der norwegischen Beobachter einigten sich Israel und die PLO dem Rundfunk zufolge ebensowenig wie über die Aufgaben der geplanten palästinensischen Polizei.
Israels Militärsender berichtete unterdessen über „Irrtümer und Pannen“ bei der Aktion gegen Hamas-Mitglieder in Hebron. Die Soldaten hätten das Kinderkrankenhaus neben dem Haus der Hamas-Leute „aus Versehen“ angegriffen. Bei dem Angriff wurden in den letzten beiden Tagen mindestens vier Palästinenser, darunter eine Schwangere, getötet. Die Meldung vom Tod zweier israelischer Soldaten und einer weiteren Palästinenserin hat sich hingegen als unzutreffend erwiesen. Die Großaktion der Armee wurde auch gestern mit Hausdurchsuchungen fortgesetzt. Der Bürgermeister der 120.000 Einwohner zählenden Stadt, Taufiq Al-Radschawi, bestätigte gestern, in dem umkämpften Bereich werde nach wie vor geschossen.
Bei Protesten gegen den Armee-Einsatz wurden gestern in der Westbank und im Gaza-Streifen mindestens 34 Palästinenser verletzt. Viele Palästinenser kritisierten, daß die PLO ihre Gespräche mit der israelischen Delegation trotz des Geschehens in Hebron fortsetze.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen