: Nordrhein-Westfalen zählt seine Kranken
Das Gesundheitsministerium erstellt ein Krebsregister – dafür hatten Betroffene und UmweltschützerInnen gekämpft
DÜSSELDORF taz ■ Nordrhein-Westfalens Krankheiten werden übersichtlicher: Vom kommenden Jahr an baut das Gesundheitsministerium ein flächendeckendes Krebsregister auf. „Diese Datenbank erfasst alle Krebserkrankungen und dokumentiert die Behandlungsverläufe“, sagte NRW- Gesundheitsministerin Birgit Fischer (SPD) gestern in Düsseldorf. Das Register sei ein „wichtiges Instrument, um in Forschung und Behandlung voranzukommen.“
Die Erforschung und Behandlung der tückischen Krankheit stünden immer noch am Anfang. „Die Chancen, eine Krebserkrankung zu überleben, sind trotz medizinischer Fortschritte noch immer gering“, sagte Fischer. Das Krebsregister solle deshalb neue Perspektiven für die Suche nach den Ursachen von Krebs entwickeln. Bereits in wenigen Jahren könnten neue Wege für Früherkennung, Behandlung und Nachsorge gefunden werden. In NRW erkranken in jedem Jahr rund 85.000 Menschen an Krebs, etwa 4. 000 sterben an der Krankheit.
„Das Register wird das größte seiner Art in Europa“, sagte Fischer. Um eine lückenlose Dokumentation zu erreichen, sollen ÄrztInnen gesetzlich verpflichtet werden, bösartige Tumorbildungen zu melden.
UmweltschützerInnen fordern schon lange ein solches Register. „Dann würde endlich jedem klar, wie gefährlich die Industrie wirklich ist“, sagt Dirk Jansen, Geschäftsführer des Bunds für Umwelt und Naturschutz NRW. Gerade die Auswirkungen des Tagebaus seien vollkommen unterschätzt.
Eine Studie des Umweltministeriums hatte in diesem Sommer zum ersten Mal bewiesen, dass Menschen in der Nähe von Industrieanlagen stärker krankheitsgefährdet sind. Je näher die 1.500 Untersuchten an einer Industrieanlage wohnten, umso mehr konnten Schadstoffkonzentrationen im Körper nachgewiesen werden. Auch Allergien und Atemwegserkrankungen traten umso häufiger auf. Die Studie beschränkte sich damals auf Industriestandorte in Duisburg und Dortmund, das Krebsregister klärt nun landesweit auf.
ANNIKA JOERES