piwik no script img

Nordkorea gibt Rätsel aufRegime lehnt US-Lebensmittelhilfen ab

Ohne Angaben von Gründen verweigern die Behörden in Pjöngjang die Annahme weiterer längst vereinbarter US-Hilfe. Dabei ist die Versorgung mit Nahrung schlecht.

Grund unbekannt: Kim Jong-il will keine Nahrungsmittelhilfen der USA annehmen. Bild: dpa

PEKING taz Nordkoreas Behörden wollen "derzeit keine neuen Lebensmittelhilfen aus den USA erhalten". Das berichtete der US-Außenamtssprecher Robert Wood am Dienstag in Washington. Eine Begründung habe die Regierung in Pjöngjang nicht genannt. Sie kommt zu einer Zeit, in der die Spannungen auf der koreanischen Halbinsel angesichts eines geplanten Raketenstarts Anfang April stark gestiegen sind. Während die Nordkoreaner erklären, nur einen zivilen Satelliten in die Umlaufbahn schießen zu wollen, fürchten die asiatischen Nachbarn und die USA, dass es sich um den Test einer Langstreckenrakete handelt.

Erst im Januar war die letzte Lieferung amerikanischer Hilfen, fast 5.000 Tonnen Speiseöl und Soja, in Nordkorea eingetroffen - Teil eines im Mai 2008 versprochenen Gesamtpakets von 500.000 Tonnen Nahrung für die etwa 20 Millionen Bewohner des verarmten Landes. Bisher sind 169.000 Tonnen eingetroffen.

Wie so oft sind die Beweggründe des nordkoreanischen Führers Kim Jong Il und der Generäle um ihn herum rätselhaft. Denn den meisten Nordkoreanern geht es wirtschaftlich nach wie vor sehr schlecht. Besonders in diesen Frühjahrsmonaten bis zur ersten Ernte ist die Versorgung gewöhnlich extrem knapp. So lässt sich nur vermuten, dass hinter der Weigerung ein Streit zwischen der größten internationalen Hilfsorganisation, dem Welternährungsprogramm (WFP), und dem Regime steckt. Das WFP war von Washington beauftragt worden, 400.000 Tonnen der zugesagten Hilfen in Nordkorea zu verteilen. Für den Rest sind fünf kleinere US-Hilfswerke zuständig, darunter christliche Gruppen.

Der Streit hatte sich offenbar am Wunsch des WFP entzündet, bei der Verteilung der Lebensmittel Mitarbeiter einzusetzen, die koreanisch sprechen können. Das lehnte Pjöngjang nach Zeitungsberichten aber ab - womöglich fürchtet das Regime, dass sich die WFP-Beschäftigten zu gut über die Situation im Lande informieren könnten.

Es ist nicht zum ersten Mal, dass Pjöngjang die eigentlich dringend benötigte ausländische Lebensmittelhilfe ablehnt: 2007 hatte das Regime das WFP und andere Hilfsorganisationen aus dem Land geworfen und erklärt, die Nordkoreaner wollten nicht von ausländischer Hilfe abhängig sein, sondern bräuchten vernünftige Entwicklungsprojekte und Investitionen in ihre Wirtschaft.

Das bedeutete aber nicht das Ende aller Hilfen: Mehrere europäische Organisationen, darunter die deutsche Welthungerhilfe, blieben vor Ort. Sie konnten ihre Projekte sogar ausweiten. Experten halten es daher für gut möglich, dass die US-Lieferungen bald wieder aufgenommen werden können - vor allem, weil Südkoreas großzügige Hilfen der vergangenen Jahre wegen der politischen Spannungen auf der Halbinsel ausgeblieben sind. Zuletzt wurden Nordkoreas Töne gegen den Süden deutlich schärfer. Der Norden sperrte zeitweise die scharf bewachte innerkoreanische Grenze völlig, sodass die südkoreanischen Manager der Industriezone Kaesong tagelang nicht mehr nach Hause konnten.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

1 Kommentar

 / 
  • B
    Bill

    Wie sagt man so schön: wer nicht will der hat schon. Durch die Hilfslieferungen wird außerdem das Fortbestehen des Regimes gesichert. Für Raketen und eine riesige Armee ist genug Geld da, für Nahrung nicht.