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KommentarNölle verspielt Kredit

■ Wenn ein Bürgermeister-Wort nichts gilt ...

Ein Mann, ein Wort - der „Bürgermeisterkandidat“ hat sich in dieser Rolle mit starken Worten gefallen, nun holt ihn die Realität ein: Kein Bagger wird in den nächsten vier Jahren auch nur einen Meter Tunnel „vorantreiben“. Daß eine halbe Milliarde nicht für den Tunnel verplant werden soll, sondern für andere Projekte der „Stadterneuerung“, ließe sich noch erklären. Aber hat Nölle, der Finanzexperte und Spitzenmann der CDU, dies im Mai nicht gewußt, als er auf Stimmenfang ging?

Nölle schweigt dazu. Ein bißchen Unzufriedenheit in Hemelingen, ein Grummeln in der eigenen Partei über den schlechten Stil, das kann Nölle vielleicht wegstecken. Doch diese Zeichen des Protestes sind nur die Vorboten. „Ab 1979 gab es verbindliche Zusagen der verantwortlichen Politiker“ zur „Verbesserung der Verkehrsanbindung unserer Unternehmen“, haben die Chefs von Mercedes Benz Bremen und Atlas Elektronik an den Senat geschrieben: Mit der Realisierung müsse „unverzüglich“ begonnen werden. Der Brief mit vier Unterschriften der Firmen-Leiter stammt von 1991 und richtete sich an die frisch installierte Ampel-Koalition - „wegen der öffentlichen Bedeutung“ der Frage damals per Kopie an die Presse.

Der Brief könnte sinngemäß heute noch einmal so geschrieben werden. Aber noch schonen die Unternehmer, die auf Nölles Wort gesetzt haben, ihren Hoffnungsträger. Klaus Wolschner

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