Nachgefragt: Noch nichts im Griff
■ Bildungsbehörde: Der Einsatz von Filtersoftware ist noch nicht sicher
taz: Bremen macht einen Probelauf mit Filtersoftware, die pornografische und rechtsextremistische Web-Seiten nicht ins Schulnetz lassen soll. Die Wirkung ist umstritten. Warum machen Sie so was?
Rainer Gausepohl, Sprecher der Bildungsbehörde: Es ist natürlich eine pädagogische Aufgabe, darauf zu achten, dass pornografische und rechtsextremistische Inhalte in Schulen nicht allgemein zugänglich sind. Diese Verantwortung nehmen auch die Pädagogen wahr. Aber aus den Schulen kommt zunehmend der Wunsch, dass wir technische Vorkehrungen schaffen, die diese Aufgaben erleichtern.
Ist das nicht ein hoher Aufwand – zumal man weiß, dass das Filterprogramm CyperPatrol gerade bei rechtsextremistischen Seiten geringe Erfolgsquoten hat?
Wie hoch der Aufwand ist, ist noch ungeklärt. Zunächst einmal gibt es große Schwierigkeiten, die Aufgabe in den Griff zu bekommen. Wir haben jetzt ein solches Filterprogramm angeschafft und testen es. Das heißt nicht, dass wir es auch in Betrieb nehmen werden. In den ersten Tagen Probelauf im Verwaltungs-bereich haben wir erhebliche Mängel festgestellt.
WebPunkt-Seiten konnten nicht aufgerufen werden – welche Mängel gab`s noch?
Die Filtersoftware ist nicht so gut steuerbar, dass man tatsächlich alles das rausfiltern kann, was man rausfiltern will. Und dann gibt es auch die Effekte, dass Sachen gefiltert werden, die man drin behalten will. Das Instrumentarium ist nicht zielgenau genug.
Heißt das, Sie geben die Software für 50.000 Mark zurück?
Diese Möglichkeit könnte gegeben sein.
Bis wann entscheidet sich das?
Das steht nicht fest. Noch wird täglich kontrolliert, ob das ein taugliches Instrumentarium ist.
Bleibt der pädagogische Auftrag, SchülerInnen je nach Alter vor bestimmten Inhalten zu schützen. Was überlegen Sie denn alternativ?
Wir konzentrieren uns jetzt auf den Test. Es bleibt zudem die Verantwortung der Pädagogen vor Ort. Sie wird auch durch den Testlauf nicht außer Kraft gesetzt, zumal er nicht in den Schulen läuft.
In Jugendtreffs setzt man auf soziale Kontrolle und stellt Bildschirme so auf, dass sie einsehbar sind. Wäre das eine Möglichkeit?
Das geschieht auch bei uns. Aber je mehr Computer aufgestellt werden, desto schwieriger ist es.
Zumal die Schüler beispielsweise in den selben WebPunkt-Schulen nachmittags über das Telekom-Netz an alle verbotenen Inhalte kommen können, die während des Schulunterrichts übers Schulnetz teilweise gefiltert werden?
Das ist ein Detailproblem, das natürlich bekannt, aber noch nicht ausdiskutiert ist. Das werden wir dann klären, wenn es tatsächlich einen brauchbaren Filter gibt.
Sie filtern keine Werbung raus. Warum eigentlich nicht?
Wir schneiden ja auch aus der taz keine Anzeigen, bevor wir sie verwenden. Fragen: Eva Rhode
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen