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Noch mal Aufschub für Milošević

Nach der Fristverlängerung stehen jetzt lange Debatten über Details der internationalen Truppe zur Absicherung einer Autonomie für das Kosovo bevor  ■ Aus Rambouillet Andreas Zumach

Erneut hatte Belgrads starker Mann am letzten Wochenende Anlaß, mit einer guten Flasche Amselfelder auf die internationale Staatengemeinschaft anzustoßen. Mit der Aufhebung und Verlängerung der „ultimativ“ gesetzten und mit Nato-Luftschlagsdrohungen unterstrichenen Frist für die Zustimmung zum Autonomieplan der Balkankontaktgruppe haben sich deren sechs Mitgliedstaaten gründlich blamiert. Für Milošević ist das die halbe Miete. Das Szenario der nächsten Tage, ja vielleicht Wochen ist absehbar: weitere endlose Verhandlungen in Rambouillet – sowie möglicherweise in Belgrad zwischen Milošević und Vertretern der Kontaktgruppe – insbesondere über das Modell der internationalen Truppe, die die Umsetzung eines Abkommens gewährleisten und die albanische Zivilbevölkerung vor weiteren übergriffen serbischer „Sicherheitskräfte“ schützen soll.

Insbesondere über zwei Varianten zu dem von Belgrad besonders entschieden abgelehnten Modell einer reinen Nato-Truppe diskutierten die sechs Außenminister der Kontaktgruppe am Samstag stundenlang – auch wenn der britische Außenminister Robin Cook dies bei der abendlichen Pressekonferenz nicht offiziell bestätigen wollte. Erstens: statt einer Nato- Truppe mit eigenem Auftrag wird eine UNO-Truppe mit einem eindeutigen Mandat des Sicherheitsrates stationiert. An der können dann auch Soldaten aus Nato-Staaten beteiligt sind, ja sogar die Mehrheit stellen. Aber das Kommando läge nicht oder zumindest nicht allein bei der Nato.

Die zweite Variante sieht eine feste Arbeitsteilung zwischen einer internationalen militärischen Truppe und den bereits im Kosovo stationierten unbewaffneten Beobachtern der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) bei der Durchsetzung eines Autonomieabkommens vor. Wie diese Arbeitsteilung aussehen konnte, darüber herrschten am Wochenende in Rambouillet nur vage Vorstellungen.

Klar ist bislang nur: eine ausschließlich aus Nato-Soldaten bestehende Truppe wird es nicht geben. Sollten internationale Streitkräfte im Kosovo stationiert werden, werden diese ein starkes russisches Kontingent enthalten. Darauf bestehen die Serben und auch die westlichen Staaten der Kontaktgruppe sind an einer Einbindung Moskaus interessiert. Allerdings wollen vor allem die USA verhindern, daß die Russen in einer Form am Kommando einer internationalen Truppe beteiligt werden, die ihnen eine Vetomöglichkeit gegen Entscheidungen von Nato-Befehlshabern gäbe.

Bedenken gegen eine Beteiligung russischer Truppen an einer internationalen Truppe äußerte lediglich ein Vertreter der Kosovo- Befreiungsarmee UCK gegenüber der taz: „Dann können die Russen uns ja keine Waffen mehr verkaufen.“ Die Kosovo-Albaner versprechen sich am meisten Schutz von einer reinen Nato-Truppe mit starker Beteiligung US-amerikanischer Verbände. Von Mandat, Zusammensetzung und Stärke der Truppe macht die kosovo-albanische Delegation in Rambouillet auch abhängig, ob und in welchem Ausmaß die UCK ihre Waffen abgibt. Ihre ursprüngliche Forderung nach völliger Entwaffnung der UCK hat die Kontaktgruppe im Verlauf der Verhandlungen in Rambouillet bereits aufgeweicht.

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