: Noch ein Homeland weniger
■ Südafrika: Ciskei-Regierung tritt nach Polizeistreik zurück
Johannesburg (AP/AFP) – Die südafrikanische Regierung scheint entschlossen, allen Bürgern des Landes die Möglichkeit zur Teilnahme an den ersten allgemeinen Wahlen im April zu sichern. Zehn Tage nach dem Sturz der Regierung des Homelands Bophuthatswana erklärte der südafrikanische Übergangsexekutivrat die Regierung des Homelands Ciskei am Dienstag abend für abgesetzt und entsandte Truppen. Zuvor war der Ciskei-Präsident Oupa Gqozo zurückgetreten, weil Hunderte seiner Polizisten ihre Vorgesetzten als Geiseln genommen hatten. Sie forderten die Auszahlung ihrer Rentenansprüche vor den südafrikanischen Wahlen und wollten ihre Geiseln nicht freilassen, bevor der oberste Staatsanwalt des Homelands über ein Strafverfahren wegen Korruption entschieden habe. Gestern früh, nachdem Homeland-Führer Gqozo zurückgetreten war, beendeten sie ihre Aktion.
Südafrikas Präsident de Klerk sagte gestern, die Ciskei werde „sofort“ nach Südafrika eingegliedert. Gqozo war bis vor wenigen Monaten Mitglied der „Freiheitsallianz“ aus weißen Rechtsradikalen und schwarzen Homeland- Diktatoren gewesen. Er hatte sich im Februar zur Teilnahme an den Wahlen Ende April bereit erklärt und war aus der Allianz ausgeschert.
Als einziger schwarzer Führer widersetzt sich noch Mangosuthu Buthelezi, Chef des Homelands KwaZulu und der Inkatha-Bewegung, den Wahlen. In der Provinz Natal haben Kämpfe zwischen ANC- und Inkatha-Anhängern in den letzen Tagen Dutzende von Menschenleben gefordert. ANC und Inkatha verständigten sich am Dienstag bei einem Treffen darauf, internationale Vermittler einzusetzen, um für ein Ende der politisch motivierten Gewalttaten zu sorgen. Staatschef de Klerk bekräftigte, seine Regierung werde entschlossen durchgreifen, falls Gewalttaten den Wahlkampf und die Durchführung der Wahlen in KwaZulu gefährdeten. Der ANC plant für Freitag in Natals Metropole Durban eine Großkundgebung. In Umlazi in KwaZulu streikten gestern bereits etwa tausend Lehrer und demonstrierten für freie Meinungsäußerung.
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