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Archiv-Artikel

Niedliche Öko-Spirenzchen

betr.: „Hybride Zukunft“, „Benzin, das auf den Feldern wächst“, taz vom 14. 9. 05

Ob Alkohol, Gas oder ein Hybrid mit Elektro- und Benzinmotor – all das wird die Energiekrise, auf die wir mit unseren immer schnelleren und sprithungrigeren Lieblingen rasend schnell zusteuern, nicht aufhalten können. Es geht doch nicht darum, was wir in unseren Motoren verheizen, sondern ob wir wirklich weiter millionenfach täglich mit eigenen Fahrzeugen unsere 70 Kilo Lebendgewicht auf denselben Strecken zu den selben Zielen transportieren wollen. Oder ob wir vielleicht doch irgendwann in der Lage sein werden, das Beförderungsproblem intelligenter zu lösen. Von dieser Frage lenkt die Automobilindustrie mit ihren paar niedlichen Öko-Spirenzchen, die keinerlei Marktbedeutung haben, trefflich ab.

MARKUS MICHALAK, Witten

Der Hybridantrieb ist eine der zukünftigen Alternativen für die Motorisierung und die aktuell sehr hohen Spritpreise sind der Grund dafür, dass derartige Themen in den Vordergrund kommen.

Im Zusammenhang mit unzureichenden Raffineriekapazitäten zitieren Sie leider „Rotterdamer und New Yorker Experten“, die es geschafft haben ein Szenario mit unzureichenden Raffineriekapazitäten in die Köpfe der Journalisten zu pflanzen. An dieser Stelle möchte ich als täglicher Beobachter der Szene in Rotterdam/London/New York anmerken, dass in Europa, gemessen an Nachfrage und Raffineriekapazitäten, keineswegs von einem kritischen Verhältnis gesprochen werden kann. Die Raffinerieauslastungen in Europa sind deswegen so hoch, weil unser großer Bruder auf der anderen Seite des Atlantiks dazu übergegangen ist, sich ein Sicherheitspolster, sprich Bestände hinzulegen, um in schwierigen Zeiten nicht auf dem Trockenen zu sitzen.

Grundsätzlich gilt, dass Raffineure gerne an den Rand der möglichen Auslastung produzieren, wenn hohe Raffineriemargen zu erwarten sind. Das geht so lange gut, wie der Endverbraucher dies verkraftet. Momentan zeigt sich, dass sogar in den USA am Verbrauch gespart wird, weil die Benzinpreise als zu hoch empfunden werden. Dies führt dazu, dass Gewinne schrumpfen und Raffineriekapazitäten zurückgehen, denn der Bestandsaufbau trifft nun auf eine rückläufige Nachfrage. Derlei Schwankungen finden das ganze Jahr über statt. Ihre „Experten“ neigen dazu, ihnen nur die Spitzennachfrageszenerien unter die Nase zu halten. Die Hybridfahrzeugentwicklung wird trotz allem weitergehen. THOMAS BAKOSCH, Hamburg