: Nichts mehr peinlich
■ Betr.: S.S.Z. über „Therapeutisches Deutschinnengewurzel“, taz vom 30.3.1990Berichterstattung zu der Veranstaltung von Birgit
Verehrte tazlerInnen
peinlich daß dieser Text abgedruckt wurde, aber Euch scheint ja nicht mehr peinlich zu sein. Aber wenigstens die geringste journalistische Sorgfaltspflicht könntet ihr ernst nehmen und das kleine Einmaleins bei der Berichterstattung einhalten - die Trennung von Kommentar und Berichterstattung. Wenn sich, wier in oben genannten Artikel geschehen, eine Autorin von ihrem Haß und ihrer Fixierung auf eine Person nicht soweit lösen kann, daß sie den LeserInnen nicht das Nötigste, was bei einer Veranstaltung stattgefunden hat, mitteilen kann, dann erübrigt sich das als Beitrag in einer Zeitung, die Öffentlichkeit nicht nur aufhetzen, sondern auch informieren will.
Es ist müßig, die einzelnen Verdrehungen, Unterstellungen und Stimmungsmachen aufklären zu wollen: Der Beitrag ist geschrieben in vor Haß blinden Eifer, den sich weder teilnehmende Frauen, die die vorgetragenen Texte kennen, erklären können. Vielleicht hat es mit dem Thema der Veranstaltung zu tun, unsere Verstrickung in die nat.soz. Geschichte.
S.Z. hat in der 2 stündigen Diskussion ihren Unmut mit keinem Wort zum Ausdruck gebracht. Der Kübel Dreck, den sie offenbar loswerden mußte, hätte bei den Anwesenden auch nur schwer verfangen.
Das geht in einer Zeitung schon besser: Wie sollen LeserInnen, die nicht dabei waren, diesen geschickt konstruierten Kontext aus Bericht, persönlicher Abneigung, Haß-Assoziationen, Zitaten und Halbwahrheiten entwirren; der mit perfider Subtilität sicherlich einiges bewirkt: die Verächtlichmachung einer Person? Eine Diffamierung, wie sie in dieser Verquickung aus persönlichem Ressentiment und unsachlicher Kritik nur eine Frau mit einer Frau sich erlaubt.
Es fragt sich, woher dieser offensichtliche Wunsch nach Verbichtung? Außerordentlich schade, daß wir das weder in der Veranstaltung noch durch den Artikel erfahren. Denn was sich da als Begründung für die Empörung geriert, ist bereits schon die Folge einer völlig verzerrten Wahrnehmung.
Claudia Koppert
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