: Nichts ist passiert
■ In Moskau behindern Kommissionen die Reformen
Berlin/Loccum (taz) — Wirtschaftsreformen hat es bisher in Rußland nicht gegeben. Diese Meinung jedenfalls vertritt Larisa Pijaschewa, Privatisierungsministerin der Moskauer Stadtregierung. Die 44jährige Professorin der Volkswirtschaft hat am Wochenende auf einer Tagung über die Wirtschaftsreformen in der früheren Sowjetunion der Evangelischen Akademie Loccum ihren Rücktritt angekündigt. Als Grund nannte Pijaschewa, die sich in der Tradition der „klassischen europäischen und US-amerikanischen Liberalen“ sieht, daß der Nachfolger des zurückgetretenen Moskauer Oberbürgermeisters Popow, Ryschkow, ein „grundsätzlicher Gegner der Privatisierung“ sei. Sie selbst sei mit ihren Konzepten (siehe Interview) an der „konservativen Stadtverwaltung“ gescheitert. 80 Prozent aller russischen Betriebe und Konglomerate werden von Moskau aus verwaltet. Für die Privatisierung ist nach einem Dekret Jelzins die Stadtregierung zuständig. Gleichzeitig wurde aber auch einer Regierungskommission der russischen Föderation ein Mitspracherecht eingeräumt. In der Konsequenz lähmen sich beide Gremien beständig durch Kompetenzrangeleien. Larisa Pijaschewa wurde in den letzten Jahren durch ihre Bücher, darunter ein liberales Manifest, in Rußland bekannt. Ihr Ehemann, ebenfalls Professor an der Moskauer Akademie der Wissenschaften, gibt die Werke Hayeks und Friedmans auf russisch heraus. Pijaschewa will nach ihrem Rücktritt ein Programm für eine noch zu gründende liberaldemokratische Partei erarbeiten. dri
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