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Nichts hat sich geändert

■ Gespräch mit der sowjetischen Rocksängerin Katja Surschikowa

Kai Ehlers

Katja Surschikowa ist zur Zeit auf ihrer zweiten Deutschlandtournee. Das Gespräch fand im August im Moskauer „Hotel Sport“ statt.

Kai Ehlers: Katja, du bist seit zehn Jahren als Sängerin tätig. Welche Art von Musik machst du?

Katja Surschikowa: Eine Art Rockshow, ein Programm von ungefähr zwei Stunden mit Tänzern und einer Rockgruppe. Ich selbst bin zugleich Sängerin und Tänzerin. Dazu noch ein paar akrobatische Tricks. Meine Lieder handeln hauptsächlich von der Liebe, einige auch davon, wie die Welt anders aussehen könnte.

Wie hast du angefangen?

Nach der Schule besuchte ich eine Spezialschule für leichte Musik. Ich studierte ein Jahr, auch Gesang, Tanz, Akrobatik usw. Danach bewarb ich mich bei der „Moskauer Konzert Organisation“. Die sagten, okay, und so wurde ich Sängerin.

Das klingt sehr einfach. War es so einfach?

Ja. Meine Eltern sind Künstler. Sie haben jahrelang in dieser Organisation gearbeitet. Mein Vater war hier ein sehr berühmter Sänger. Deshalb waren die ersten Schritte für mich sehr einfach. Dann wurde es schwierig. Als ich anfing, war ich als Sängerin etwas Besonderes. Bei uns bewegte sich zum Beispiel vor zehn Jahren niemand auf der Bühne. Niemand sang eine solche Musik. Deshalb gab es sehr viele Widerstände für mich, nicht nur in meiner Organisation, sondern auch im TV, bei Zeitungen usw. Aber ich habe immer an vielen Wettbewerben teilgenommen und bekam Preise. Das half mir.

Was waren das für Widerstände, von denen du sprichst?

Es gab keine Werbung für mich. Ich kam sehr selten ins Fernsehen. Eine Menge Leute im Kulturministerium und im TV entschieden, daß ich Weststil sei. Deshalb war es unmöglich für mich, hier große Promotion zu haben. Man gab mir Preise bei den Wettbewerben, okay, aber mehr nicht. Leute, die nie in ihrem Leben Preise bekamen, waren dagegen im TV, reisten ins Ausland. Für mich waren das große Probleme.

Vorher, nachher

Du warst vor der Perestroika eine bekannte Sängerin und bist es jetzt. Was hat sich geändert?

Nichts hat sich geändert. (lacht) Ich bin sehr selten im TV. Gut, ich hatte eine Platte, aber auch erst vor fünf Monaten. Es ist meine erste Platte. Die Leute im Land kennen mich, aber ich weiß nicht, warum. Vor oder nach der Perestroika - die Situation ist sehr schwierig für mich. Die Leute im Kulturministerium und im Kulturbetrieb sind nach wie vor dieselben. Sie lassen die Gruppen, von denen jeder sagt, daß sie Untergrundgruppen sind, jetzt auftreten. Das ist alles.

In der Westpresse lesen wir ständig, daß das kulturelle Leben mit Glasnost und Perestroika anders sei als zuvor.

Auf der Bühne, denke ich, ist jetzt alles möglich. Aber im TV, in der Presse nicht, für Künstler nicht. Eines allerdings hat sich geändert: Künstler, die bekannt sind, können jetzt Geld verdienen. Das ist das Wichtigste, was sich geändert hat. (lacht) Seit ungefähr anderthalb Jahren haben wir ein neues System, die Kooperativen, wie du weißt. Sie können zum Beispiel meine Konzerte organisieren. Ich kann sagen: Ich verlange eintausend für mein Konzert. Gut, sagen sie, können wir dir geben, denn die Leute kommen.

Wie unterscheidet sich die Organisation deiner heutigen Auftritte von früher?

Offiziell gibt es keinen Unterschied. Also ich arbeite zum Beispiel in der „Moskauer Konzert Organisation“. Kann sein, daß sie sich in diesem Jahr nicht melden: Sie brauchen mich nicht für ihre Konzerte. Kann sein, sie brauchen überhaupt niemanden. Ich weiß nicht, was da geschehen wird. Die Kooperativen dagegen sind wie kleine Konzertorganisationen, nicht nur für Konzerte, auch für Shows usw. Wenn die sich entscheiden, ein Konzert zu organisieren, laden sie mich ein: 'Wir wollen Ihnen das und das bezahlen. Bitte kommen Sie in unsere Stadt, Moskau oder irgendeine andere‘ - und sie bezahlen!

Ich schätze es selbstverständlich sehr, daß ich Geld mit meinen Konzerten verdienen kann. Denn das war vorher unmöglich. Auf der anderen Seite weiß ich nicht, ob das für die Kultur gut ist, nicht nur für mich oder andere Popsänger. Wenn ich jetzt zum Beispiel jung wäre und gerade anfangen wollte, wäre das, glaube ich, schwieriger als früher. Ich fürchte, niemand würde mir helfen.

Wäre das ein Unterschied zu früher?

Mag sein, daß mir früher auch niemand geholfen hätte, aber ich hätte Konzerte haben können, um die ersten Schritte zu schaffen. Es war eine Art Bühnenorganisation. Heute wollen alle Geld haben. Alle wollen bekannte Künstler. Niemand will Künstlern helfen, die unbekannt sind.

Bedingungen

Die Bedingungen werden härter?

Früher war es so: Wenn eine staatliche Organisation sich entschloß, mich zu nehmen, konnten sie mir einige Konzerte im Monat geben. Ich konnte davon leben. Ob ich talentiert war oder nicht, spielte keine Rolle. So war das bei uns überall. Aber ich konnte Konzerte machen, wenn die Organisation sich entschieden hatte, mich zu nehmen. Ich hatte einiges anGeld. Es war vielleicht nicht viel, aber ich konnte davon leben. Heute dagegen haben die jungen Sänger, auch wenn die bei der Organisation sind, keine Konzerte, denn die Organisation macht keine Konzerte mehr.

Verstehe! Und selbst wenn sie Konzerte anbieten, gehen die Leute nicht hin, weil sie die Konzerte der Kooperativen bevorzugen.

Ja, denn die Kooperativen haben die bekannten Künstler.

Ist das ein Gewinn oder ein Verlust?

Es ist besser für diejenigen, die schon fertige Künstler sind. Wenn ich an junge Leute denke, bin ich mir nicht sicher. Letztlich wird es sein, wie überall auf der Welt. Ob talentiert oder nicht, du wirst nichts, wenn du niemanden beim TV oder so kennst, wenn du keine Beziehungen hast. Aber der Schutz von früher fällt weg.

Trifft diese Entwicklung nur die Musikszene oder ist das eine generelle Entwicklung?

Ich glaube schon, daß es eine generelle Linie ist. Aber ich sagte ja, daß ich etwas ungewöhnlich für unser Land war und die Leute im Kulturbetrieb können mir mein Image nicht verzeihen. Sie erinnern sich daran, daß ich das alles schon gemacht habe, als es noch nicht erlaubt war.

Schiebung

Zur Zeit wird doch alles forciert, was nach Öffnung aussieht.

Ja, aber es sind eben dieselben Leute wie vorher. Für sie spielt es keine Rolle, ob du ein guter Sänger bist, ob du Erfolg im Ausland hast oder nicht. Sie nehmen Geld von dir. Sie fühlen sich gut dabei. Verstehst du?

Nein, ich verstehe nichts! Wieso nehmen sie Geld?

Nehmen wir an, ich wäre eine sehr schlechte Sängerin und will ins TV. Das ist ein befremdliches System hier: Wenn ich jemanden kenne und Geld habe, dann kann ich bezahlen und du nimmst mich ins Programm. So ist es im Kulturministerium usw.

Du meinst, das hat sich nicht geändert und wird sich nicht ändern?

Das meine ich.

Herr Gorbatschow hat versprochen, daß all dies durch Transparenz und Demokratie ersetzt wird.

Aber ich spüre nichts davon. Ich spüre schon, daß er etwas ändern will, aber ich glaube, daß wir abwarten müssen, bis diese Leute sterben. (lacht) Sie fühlen sich sehr gut in diesem System. Sie sagen nur, oh, da ist Bewegung in der Kunst. (lacht)

Hast du Vorstellungen, in welche Richtung Veränderungen gehen sollten?

Es wird so sein wie bei euch, wenn etwas geschieht.

Hast du Erfahrungen mit unserem Land?

Ich war zweimal drüben, einmal bei einem Fußballspiel und einmal bei einem Rockfestival. Ich hatte keine Gelegenheit, euer System sehr gut kennenzulernen. Aber ich mag die Leute. Ich kann die Arbeitsbedingungen nicht wirklich vergleichen, nicht im Detail, aber ich denke, sie sind normal. Auch sehr hart. Das muß wohl so sein.

Hälst du die Entwicklung in der UdSSR für eine Normalisierung?

Ja, das tue ich. Perestroika ist vor allem eine Bewegung im Kopf. Das ist erst einmal gut. Wir können alles sagen, was wir denken. Wir versuchen, etwas zu tun. Zwar weiß niemand, was, aber wir haben jetzt die Möglichkeit, etwas zu tun.

Untergrund

Wie ist es mit der kulturellen Szene. Wächst da etwas heran, Musik, Theater, was es vorher nicht gegeben hat?

Die Untergrundgruppen gab es vorher nicht. Aber um die Wahrheit zu sagen: Die öffentliche Aufmerksamkeit für diese Gruppen geht schon wieder zurück. Als die Öffnung eintrat, war das neu, aber seit jetzt alles erlaubt ist, wollen die Leute wirklich gute Musik, wirklich Interessantes, richtige Kunst usw. Ich will nicht sagen, daß die Gruppen nicht interessant sind, aber die meisten von ihnen machen nicht wirklich Musik, sondern sagen Dinge, denen zuzuhören noch vor einem Jahr interessant war. Jetzt kennt man sie aus den Zeitungen.

In unseren Zeitungen lesen wir von experimentellem Aufbruch diverser Gruppen und großer kultureller Neugier der Bevölkerung. Du erzählst das genaue Gegenteil.

Ja, ich bin aber sicher! (lacht) Ausland

Dies ist deine zweite Tournee in Westdeutschland. Andere sowjetische Gruppen kommen. Bei uns kann man kulturell den Eindruck gewinnen: die Sowjets kommen! Da geht was los!

Selbstverständlich! Wir haben die Möglichkeit, ins Ausland zu gehen. Aber ich war auch vor Perestroika im Ausland. Mag sein, daß es jetzt einfacher ist: Visa und Dokumente, das geht alles schneller.

Gibt es nicht neue Kriterien, welche Gruppe gehen darf und welche nicht?

Nicht wirklich. Es hängt von den Leuten ab. Auch hier sind es dieselben, die schon vor der Perestroika dieselbe Tätigkeit hatten. Man muß sie auswechseln.

Dir hat Perestroika also kaum Vorteile gebracht? Bringt sie denn Nachteile?

Nicht für mich. Eher schon für die Bevölkerung. Du mußt die Leute fragen.

Ja, alle sprechen von einer Krise. Wie ist denn deine Meinung?

Ich habe dir von meiner Organisation erzählt, die keine Konzerte mehr gibt. Früher hatten sie Geld. Jetzt hat diese offizielle Organisation kein Geld mehr, nichts. Das ist zum Beispiel ein Aspekt im kulturellen Bereich.

Seit wann ist das so?

Seit ungefähr einem Jahr.

Weißt du den Grund?

Nein, da blicke ich nicht durch. Ich glaube allerdings, daß sie wirklich kein Geld haben.

Wirst du von den Informationen abgeschnitten oder hättest du die Möglichkeit, dich zu informieren, dich einzumischen?

Wenn ich interessiert wäre, könnte ich. Aber ich muß arbeiten, habe meine Proben usw.

Also keine Zeit, dich um Perestroika zu kümmern?

Ich denke, wenn jeder seine Arbeit gut machen würde, dann wäre wahrscheinlich alles in Ordnung. Ich muß singen und tanzen usw. Das reicht. Jugend

Was denkst du über die jungen Leute, die zu deinen Konzerten kommen?

Ich glaube, sie sind politischer als früher. Die jungen Leute wollen sich in die Entwicklung einmischen. Es ist sehr interessant, was daraus wird.

Was für Aktivitäten sind das?

Ich sehe, daß alle jungen Leute über Politik sprechen. Das war vorher nicht so. Sie wollen Zeitungen lesen. Sie wollen zu Versammlungen und Demonstrationen gehen. Auch das hat es vorher nicht gegeben. Da ist schwer was los. Andererseits haben sie nichts zu tun. In TV und Zeitungen wird neuerdings viel von einem Freizeitproblem der Jugend gesprochen. Aber ich glaube, das ist nicht das Problem. Das Problem ist, wie man lernen kann, etwas Vernünftiges zu tun. Das ist das Wichtigste.

Was heißt das?

Viele Menschen können nichts. Sie sind sehr schlecht ausgebildet, sind schlecht in der Arbeit. Junge Leute haben manchmal überhaupt keine Jobs. Sie wollen sich hauptsächlich vergnügen, auf die Straße gehen, in die Disco, in Konzerte von Gruppen...

...in deine zum Beispiel...

Das ist der Grund, warum ich Geld habe. Aber sie haben wirklich keine Lust zur Arbeit.

Nun, das wäre menschlich. Aber vielleicht gibt es auch spezielle Gründe?

Die alte Generation sitzt auf den warmen Plätzen, und selbst wenn junge Leute sehr gute Qualifikationen haben, ist es unmöglich, die älteren aus ihren Sesseln zu kriegen.

Glaubst du, daß die junge Generation bei euch eine Chance hat, eine Bewegung ähnlich der zu entwickeln, die wir im Westen in den Sechzigern unter Parolen wie „Make love not war!“ oder „Wir wollen alles und zwar jetzt!“ hatten?

Ich weiß nicht, aber ich sehe keinerlei Anführer unter den jungen Leuten.

Glaubst du, es muß Anführer geben?

Ja, das glaube ich. Wenn es niemanden gibt, der die jungen Leute dazu bringen kann, sich selbst zu organisieren, werden sie nichts sein. Eine Masse, halt nur viele Leute, von denen man nicht weiß, was sie wollen.

Konservative sowjetische Politiker meinen, daß westliche Kultur, speziell die Rockkultur, die sowjetische Jugend schwächt, weil sie westliche Verhaltensweisen übernehme.

Das ist abwegig. Als Untergrundgruppen keine Konzerte machen durften, versuchten die jungen Leute, sie zu finden und gingen zu ihren Konzerten. Legal oder illegal, das spielte keine Rolle. Es war eine Art Protest. Jetzt ist es erlaubt. Es ist nichts Besonderes mehr. Jeder kann westliche Kassetten hören. Junge Leute haben heute viel mehr Kassetten als früher. Jetzt ist hier alles bekannt. Wir haben diese Musik hier jetzt auch. Es ist ein wenig zu spät, Angst vor westlicher Mode zu haben.

Musik und Politik

Glaubst du, daß sich aus der aktuellen Rockbegeisterung eine spontane Kraft gegen Bürokratismus entwickeln kann?

Das könnte schon sein, aber im Moment sehe ich es nicht. Vielleicht kann ich es auch nicht beurteilen.

Du mußt es wissen! Du machst Konzerte überall in der UdSSR. Du hast Kontakt mit den jungen Leuten, die in deine Konzerte kommen.

Ja, und ich sehe es nicht! Ich sehe, daß das Leben schwerer und schwerer wird und besonders für einfache Leute, für Arbeiter und andere. Sie haben wenig Geld, aber die Preise gehen hoch. Ich kann mir nicht vorstellen, wie sie leben. Es klingt vielleicht seltsam, aber Menschen, die sehr arm sind, haben keine Zeit mehr zum Singen. Sie brauchen etwas zu essen. Darum sehe ich nichts. Mag sein, daß die Arbeiter Forderungen stellen, wie es zur Zeit in Kuzbaz und an einigen anderen Orten geschieht. Man muß differenzieren, auch innerhalb der Jugend, zwischen Interessierten und der Mehrheit usw. Es findet bei uns zur Zeit eine starke Differenzierung der Klassen statt. Die Klassenunterschiede wachsen wieder.

Kannst du das konkretisieren?

Ich zum Beispiel habe Geld. Ich kann auf den Markt gehen und mir alles kaufen, was ich will.

Klassen

Du gehörst damit zur oberen Klasse?

Obere, nein. Das sind Leute von der Partei, vom Momsomol usw., so wie es immer war, neuerdings auch einige Leute von Kooperativen. Sie sind die neuen Könige. Sie haben viel Geld. Diese Leute fahren viel ins Ausland, kaufen sich, was sie wollen usw. Aber bei einfachen Leuten weiß ich wirklich nicht, wie sie es schaffen, zu leben. Ein Durchschnittslohn beträgt heute gut 200 Rubel. Ich könnte davon nicht leben.

Ich habe den Eindruck, daß das gesellschaftliche Klima in der UdSSR sich in den letzten zwei, drei Jahren gewandelt hat: offener, politisierter, weniger ängstlich, dann aber auch wieder aggressiver und resignativer. Das sind harte Widersprüche. Wie siehst du das?

Alle sind jetzt sehr zornig. Die Menschen haben dieses Leben satt. Sie können sich gegenseitig nicht mehr ausstehen. Gegenüber Ausländern und im Ausland können sie sehr freundlich sein und geben alles, was sie haben, holen alles aus dem Kühlschrank. Das ist russische Tradition nicht nur russische, wir haben ja eine Menge Nationalitäten im Land. Aber ich denke, die Art, wie wir hier leben müssen, macht die Menschen böse miteinander. Wir verstehen zum ersten Mal richtig, daß unser Leben schrecklich ist. Wir verstehen es, aber niemand will es wirklich ändern. Zukunft

Bleiben die Verhältnisse also wie sie sind?

Nein, aber es wird Jahre dauern. Ich bin nicht sicher, ob ich das noch erlebe.

Sehen deine Freunde das auch so?

Die meisten. Es ist eine große Lücke zwischen Wort und Tat.

Was kann man tun?

Mehr Freiheit! Mehr Demokratie! Könnte sein, daß es Zeit wird zu sagen: es war ein großer Fehler. Es ist 70 Jahre her. Könnte sein, daß es Zeit ist, die Wahrheit zu sagen. Wenn jemand die Wahrheit sagt, dann wird es ihr Ende sein. (lacht)

Ich hatte erwartet, daß du mir ein optimistischeres Bild der Perestroika als kulturellem Aufbruch geben würdest.

Ich sehe es nicht so. Mir gefällt es, wenn Leute Dinge anpacken, wenn sie etwas organisieren wollen. Aber ich sehe nur Apathie um mich herum. Ich sehe nur Leute, die an sich selbst denken.

Nutzt du deine Auftritte, um deine Sicht öffentlich mitzuteilen?

Das will ich gar nicht. Ich bin keine Abgeordnete. Ich bin Niemand in der Politik.

Aber du hast eine Stimme, deine Bekanntheit, deine Auftritte.

Was ich den Leuten auf der Bühne sagen will, ist, daß sie einander lieben müssen. Ich versuche es zu tun. Wenn Leute sich lieben, dann versuchen sie sich gegenseitig zu helfen. Das ist der Grund, warum meine Lieder bekannt sind.

Die Tournee, bei der auch eine Reihe weiterer sowjetischer KünstlerInnen auftreten, wird veranstaltet von der European Society for Ecology and Culture. Sie begann gestern in Cuxhaven. Die weiteren Stationen sind am 11.9. um 18.30 Uhr der Lichatschow-Film „Ich erinnere mich“ in Hamburg, um 20 Uhr Jewgenij Jewtuschenko (Dichterlesung) in Kiel. Am 12.9. um 21 Uhr LEM (Laboratorium für experimentelle Konstruktion), „Politische Modenschau“ aus Leningrad und Katja Surschikowa (Rock aus Moskau) in Hamburg. Am 13.9. um 16 Uhr LEM (s.o.) in Kiel, um 21 Uhr DEREVO (experimentelles Theater aus Leningrad) in Kiel, um 20 Uhr Leningrader Ballettgala (Elevinnen und Eleven des Waganowa-Instituts Leningrad) in Hamburg. Am 14.9. um 21 Uhr DEREVO (s.o.) in Hamburg, um 20 Uhr LEM (s.o.) in Kiel. Am 15.9. um 20.30 Uhr LEM und Katja Surschikowa in Paderborn und zur gleichen Zeit DEREVO (s.o.) in Hannover. Am 16.9. um 20 Uhr Katja Surschikowa, um 22 Uhr LEM in Kiel, um 16 Uhr Leningrader Ballettgala in Kiel.

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