: Nichts Reales ist verschwunden
betr.: „Finanzkrise: Massive Eingriffe von Zentralbanken und Regierungen“, taz vom 9. 10. 08
Über die richtigen Fragen habe ich noch nichts gelesen: Krise? Wenn ja, wessen? Denn: tatsächlich ist ja nichts Reales verschwunden, lediglich die Bewertungen (und damit Verdienstmöglichkeiten) haben sich geändert. Ob eine Aktie/Hypothek das zehnfache wert ist, ändert ja nichts am realen Wert des Betriebs/Grundstücks, wohl aber an der Abzockerei der Finanzdienstleister.
Wenn Banken sich gegenseitig beleihen, schaffen sie damit keine Werte, sondern Verpflichtungen. Wertschöpfung findet bei denjenigen statt, die mittels der Kredite über diese hinaus ein Mehr real erwirtschaften. Mal auf der Schiene weitergedacht: wenn also die Banken sich gegenseitig nicht trauen, haben sie völlig recht, denn die gegenseitigen Verpflichtungen sind summa summarum ein Schneeballsystem. Reales Wirtschaften findet aber in der Produktion statt – weitab von solcherlei Zockerkonditionen.
Ob die Finanzdienstleister sich selber trauen, ist für die Öffentlichkeit letztendlich auch völlig ohne Interesse – solange die realen Leute ihre Geschäfte abwickeln können. Wenn aber die Banken ebendies nicht leisten, weil sie im gegenseitigen (Schneeball-)System besser und (scheinbar) sicherer verdienen, so grenzt dies an volkswirtschaftliche Erpressung (derzeit wohl auch an der Not, schnell an großes Geld zu kommen, circ. virt.). Ergo: stützen die Regierungsmaßnahmen nicht ein Finanzsystem zur Gesundung, sondern sichern die Landung von Zockern ab. Auf unser aller Kosten.
TASSILO HEINES, Mainz