heute in bremen : Nichts Banales
Der Literaturprofessor Gert Sautermeister nimmt sich Frank Schätzings „Schwarm“ vor
taz: Herr Sautermeister, würden Sie „Der Schwarm“ als Trivialliteratur bezeichnen?
Gert Sautermeister, Uni Bremen: Nein – und dafür sprechen einige Gründe: Einmal ist die intellektuelle Ausgangsposition dieses Romans sehr anspruchsvoll. Es geht darum, wie Wirtschaft und Politik – von Konkurrenzzwängen und Profitinteressen geleitet – in die Umwelt eingreifen. Allein diese kritische Ausgangsposition verleiht dem Roman eine Qualität, die über das Triviale hinausreicht. Auch die Art und Weise, wie die Handlung in Szene gesetzt wird, zeigt dass Schätzing ein versierter Autor ist. Er zeigt seine Fähigkeit, den Leser durch eine geschickte Handlungsführung für Wissenschaftliches zu interessieren.
Normalerweise beschäftigen Sie sich ja eher mit Autoren wie Schiller, Lichtenberg und Mann.
Das wirkt zwar auf den ersten Blick überraschend, weil die genannten Autoren weniger mit Abenteuern und sensationellen Erlebnissen operieren als Schätzing. Es ist jedoch so, dass wir als Leser immer wieder auch ein Bedürfnis nach spannender Unterhaltung verspüren. Und dieses Bedürfnis befriedigt der Roman durchaus – in einem guten Stil, der nichts Banales erkennen lässt.
Haben Sie das Buch privat gelesen oder als Wissenschaftler?
Beides. Ich habe mehr über die Meere erfahren, aber ein tausendseitiges Werk hätte ich wohl nicht zu Ende gelesen, wenn es eine bloße Aneinanderreihung wissenschaftlicher Fakten gewesen wäre.
Die kommen zum Teil ja auch aus Bremen.
Im Anhang des Buches sind die Wissenschaftler aufgereiht, die bei seiner Entstehung mitgewirkt haben. Darunter befinden sich auch einige aus Bremen.
Vortrag, 11 Uhr, Haus der Wissenschaft